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Abkürzungen.

A. = Archiv für slavische Philologie.

Belić = Alexander Belić, Zur Entwicklungsgeschichte der slavischen Deminutiv- und Amplificativsuffixe. A. 23, 134—206.

BEW. = Slavisches etymologisches Wörterbuch von Erich Berneker (im Erscheinen). Heidelberg 1908 ff.

Dahl = Тольковый словарь великорусскаго языка Владиміра Даля. 3. Aufl. Petersburg-Moskau 1903—1909. 4 Bde.

MVG. = Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen von Franz Miklosich. Bd 2. Wien 1875.

Pr. = Этимологическій словарь русскаго языка. Составилъ А. Преображенскій (im Erscheinen). Moskau 1910 ff.

SRJ. = Словарь русскаго языка, составленный вторымъ отдѣленіемъ Императорской Академіи Наукъ. (im Erscheinen). Petersburg 1891 ff.

Vondrák = W. Vondrák , Über die persönlichen Schimpfwörter im Böhmischen. A. 12, 47—78.

Vondrák SlGr. = Vergleichende slavische Grammatik. Bd 1. Göttingen 1906.

Wolter = Разысканія по вопросу о грамматическомъ родѣ. Эд. Вольтера. Petersburg 1882.

FN. = Familienname.

Schpfw. = Schimpfwort.

da. = dasselbe.


Vorbemerkungen.

Persönliche Schimpfwörter sind Wörter oder Lautgebilde 1), die Menschen gegenüber gebraucht werden 2). Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen 3). Beruht die peiorative Bedeutung auf einem Vergleich mit Personen, Tieren oder Dingen, deren Namen als Schimpfwörter gebraucht werden, so nennen wir solche Schimpfwörter metaphorische. Ein solches ist z. B. осёлъ 1. Esel, 2. dummer Mensch. Die zweite Gruppe bilden die formalen Schimpfwörter. Entweder haftet schon dem Stamm dieser Wörter ursprünglich eine peiorative Bedeutung an (воръ 4) Dieb : врать lügen) oder sie erhalten diese Bedeutung erst durch das Hinzutreten einer bestimmten Endung (Suffix oder Formans). So ist von портно́й Schneider abgeleitet портн-и́шка schlechter Schneider. Die an Bildungselementen reichen slavischen Sprachen verfügen über eine sehr große Zahl von Suffixen, die im Laufe der Zeit eine deteriorative Bedeutung erlangt haben.

Mannigfach sind die Bedeutungsfärbungen der im Folgenden behandelten ‘Schimpfwörter’, worunter auch Hohn- und Scheltworte, Spitz- und und Necknamen, Spottnamen sowie Scherzworte mit Deteriorativbedeutung verstanden werden. Es gibt da verschiedene Bedeutungsabstufungen, oft feine Unterscheidungen, durch welche bisweilen schwer definierbare bestimmte Empfindungstöne ausgedrückt werden. Ich gehe darauf nur selten ein. Dem Ausländer wird die eigentümliche Färbung, die in vielen Ausdrücken liegt, nicht verständlich sein, weil sie eben nicht begriffen, sondern nur gefühlt werden kann. Viele Wörter haben bloß mehr oder weniger herabsetzende oder erniedrigende Bedeutung, anderen, die sich auf Tadelnswertes oder Unerlaubtes beziehen, ist deshalb ein tadelnder Nebensinn eigen oder sie werden in vorwurfsvollem Tone gebraucht, manche haben einen ironischen oder verächtlichen Beigeschmack usw. Endlich sind andere richtige, mehr oder weniger starke Schimpfwörter.

Zu den ‘Schimpfwörter’ in weiterem Sinne darf man ihrer formalen Eigentümlichkeiten wegen auch Wörter rechnen, die einen Körperfehler oder Sprachfehler bezeichnen.

Ein und dasselbe Schimpfwort hat oft sehr verschiedene Bedeutungen. Da es sich bei diesen Ausdrücken ja sehr häufig um Hyperbeln, Übertreibungen, Derbheiten handelt und die volkstümliche Rede diese der Nachdrücklichkeit und Anschaulichkeit wegeu liebt, so werden solche Wörter überaus häufig gebraucht. Im Laufe der Zeit aber nutzen sie sich ab und büßen ihre derbe Kraftfülle ein. Der ursprüngliche Sinn von Scheltworten wie Schelm, Schlingel, Flegel, Bengel, Lump, Range, Tropf usw. ist längst vergessen. Sie werden eben als Schimpfwörter gebraucht, ihre Grundbedeutung aber ist allmählich verloren gegangen und wird als solche nicht mehr empfunden. Gerade Schimpfwörter haben sehr häufig keine feste Umgrenzung, und es ist in vielen Fällen zweifelhaft, ob die Mehrdeutigkeit durch die oft sehr ausführlichen Angaben der Wörterbücher auch wirklich immer erschöpft wird.

I. Metaphorische Schimpfwörter.

Die metaphorischen Schimpfwörter werden den verschiedensten Gebieten entnommen, am häufigsten dem der Tierwelt 5). Besonders reich an solchen spöttischen Übertragungen wie überhaupt an Hohn- und Schimpfnamen ist die Volkssprache. In der Schriftsprache trifft man nur wenige an. Da man bei dem heutigen Stande der russischen lexikalischen Forschung, obwohl für die Hebung und Sichtung des Wortschatzes schon viel getan ist, noch immer nicht mit Sicherheit angeben kann, ob ein Wort nur einer Mundart angehört, nur in einzelnen Gouvernements verbreitet ist oder der allgemeinen Umgangssprache angehört, überall gebraucht wird 6), so fehlen in der folgenden Zusammenstellung derartige Angaben gewöhnlich. — Um was für eine Art von Bedeutungswandel es sich bei den metaphorischen Schimpfwörtern handelt (vgl. Vasmer Roczn. slaw. 3, 247 ff.), lasse ich ununtersucht.

a) Personennamen: абы́цъ, абы́съ 1. tatarischer Mullah, 2. Heide, Gottloser; herabgekommener Mensch, Frechling usw.; ба́ба 1. Bauersfrau, Weib, 2. verächtl. altes Weib, Feigling (BEW. 36; Pr. 10); баклу́шникъ 1. Holzfäller, der Klötze macht, 2. Tagedieb (s. Dahl unter бакланъ; vgl. бить баклуши; Pr. 13); балага́нщикъ 1. Schaubudenbesitzer, Gaukler, 2. Schwindler (Pr. 13); бурла́къ 1. Barkenzieher, lediger Vagabund, 2. grober, roher Mensch; воршу́тъ 1. wotjakischer Priester, 2. Schimpfname für den Wotjaken; вѣ́дма 1. Zauberin, Hexe, 2. als Schpfw.; живодёръ 1. Abdecker, Schinder, 2. grausamer, mitleidsloser Mensch; кантю́жникъ 1. Aufkäufer, 2. Betrüger, Bettler; клоунъ; колба́сникъ 1. Wurstmacher, Wursthändler, 2. Schpfw. für einen Deutschen; комедіа́нтъ 1. Schauspieler, 2. Heuchler; конова́лъ 1. unstudierter Roßarzt, 2. Schpfw. für Ärzte, also etwa ‘Kurpfuscher’ (Конова́ловъ, FN.); матро́съ 1. Matrose, 2. dial. Frechling; мужи́къ 1. Bauer, 2. Ungebildeter usw. (Онъ глядитъ м. мужикомъ); мурза́ m. 1 . tatarischer Mursa, 2. dial. Schpfw. für einen Tataren; мыта́рь 1. Zöllner (bibl.), 2. gewandter Betrüger; подъя́чій (alt) 1. Gerichtsschreiber, Kanzlist, 2. Rechtsverdreher, Federfuchser, Tintenseele, Bureaukrat; пра́солъ 1. Aufkäufer, 2. dial. Betrüger; прохво́стъ (volksetymol. aus профо́съ, профость 1615) 1. Profoß, 2. als Schpfw.: Betrüger, Lump, Taugenichts (прохво́стка f.); сирота́ Waise, казанскій, к-ая с., к-ій нищій wer sich für einen armen Mann ausgiebt, Gauner, Betrüger; смердъ 1. Bauer, Sklave, Leibeigener, 2. als Schpfw.; фигля́ръ (p. figlarz; BEW. 281) 1. Gaukler, Taschenspieler, 2. Gauner, Schwindler; хи́микъ 1. Chemiker, 2. scherzh. Schwindler, geriebener Kerl, Nassauer; холо́пъ 1. Leibeigener, Sklave, 2. Stiefelknecht, 3. Lakaienseele; шарлата́нъ Schwindler usw., die ursprgl. Bedeutung ‘Quacksalber’ (frz. charlatan aus it. ciarlatano) ist verloren gegangen; шу́бникъ 1. Kürschner, Schaffellgerber, Pelzmacher, 2. Gauner, Betrüger; шутъ 1. Narr, Hanswurst, 2. als Schpfw. (ш. горо́ховый). Попъ Pope ist nicht selten peiorativ. Das ungebildete Volk verwendet ihm unverständliche Fremdwörter wie нигили́стъ und сыцыли́стъ (aus соціалистъ) als Schimpfwörter.

Namen von Völkern, Sekten u. dgl. : абаза́ 1. kaukasischer Volksstamm, 2. als Schpfw.; азіа́тъ 1. Asiat, 2. als Schpfw.; ба(у)сурма́нъ, басурма́нинъ (Pr. 18) 1. alter Schimpfname für jeden Ungläubigen; Mohammedaner, Türke, Asiat; nicht zur griech.-kathol. Kirche Gehöriger, 2. Räuber, Einfältiger usw.; ва́нда́лъ 1 . Vandal, 2. Barbar, ungebildeter Mensch; ва́рваръ (alt) Barbar (Pr. 65) ist volkstümlich; воть m. 1. Wotjak, 2. (scherzh. u. Schpfw.) Maulaffe, Dummkopf; езуи́тъ, іезуи́тъ 1.Jesuit, 2. Heuchler; ере́ти́къ, еретни́къ (ерети́ца f.) 1. Ketzer, 2. Zauberer, 3. als Schpfw. (Pr. 216); жидъ, жидови́нъ 1. verächtl. Jude, 2. (auch жидови́на m. f.) als Schpfw. (Geizhals usw. Родомъ дворянинъ, а дѣлами жидовинъ. Pr. 232); Ляхъ 1. slavischer Eigenname, 2. verächtl. Pole; не́христъ (не́хресть, не́хресь m. f. u. coll.) 1. Nichtchrist, Ungetaufter, 2. als Schpfw.; пога́нинъ 1. Heide, Ungetaufter, 2. als Schpfw.; фарисе́й 1. Pharisäer, 2. Heuchler; фармасо́нъ (p. farmazon aus frz. franc-maçon) 1. Freimaurer, 2, Schpfw. (Freigeist u. Gottloser); фили́стръ aus dem Deutschen. Wie цыга́нъ 1. Zigeuner, 2. Gauner wird auch тата́ринъ Tatar als Schpfw. (»криводушный, хитрецъ, лукавый«) gebraucht (татарскія очи dial. frecher, unverschämter Gauner).

Biblische Namen; Tauf- und Familiennamen. Aus Енохъ, Энохъ Enoch ist nach Dahl Ано́ха m. (1, 45; ebd. Beispiele) gebildet; das Wort gehört wegen des Formans -оха zu den formalen Schimpfwörtern; Іу́да 1. Judas, 2. Verräter; Ка́инъ. 1. Kain, 2. wer jeder Schandtat fähig ist; Ла́зарь 1. Lazarus, 2. zudringlicher Bettler (vgl. ла́зарить, ла́зарничать, пѣть Лазаря); Хамъ 1. Ham, 2. Knecht, Leibeigner, ungeschliffener Mensch (ха́мка f., хаму́(ы́)га. Изъ хама не будет пана. По бородѣ Авраамъ, а по дѣламъ х. Vgl. Dahl 4, 1165. Vgl. p. cham, chama, chamek, chamczyk); Ѳома́ 1. Thomas, 2. ungläubiger Thomas, schwergläubiger Mensch, Zweifler (Ѳ. невѣ́рный), einfältiger Mensch. Das Deminutiv Ѳо́мка bezeichnet einen diebischen, betrügerischen Menschen. Derartige Deminutiva von Taufnamen, volkstümliche Bildungen, die peiorative Bedeutung haben, sind ferner: Ерёма 7) dial. Einfaltspinsel ans Еремѣ́й; Еме́ля, Dem. von Емелья́нъ, bezeichnet einen Lügner, Prahler, Schwätzer usw., weil es an ме́ля (s. S. 354) anklingt (Меля, Емеля. Мели, Емеля, твоя недѣля! Ѣлетъ Е., ждать его недѣля). Елисе́й und das Dem. Елисе́йка sind zu Necknamen für Schlaumeier, Schlaufuchs (лиса, лисъ Fuchs) und Heuchler geworden. Taufnamen, die ohne Weiteres als Schimpfnamen gebraucht werden, sind Агафо́нъ (im Gouvernement Moskau) und Епифа́нъ für einen dummen, einfältigen Menschen. Aus Ѳеофа́нъ ist фо́фанъ Einfaltspinsel (фо́фанить betrügen) gebildet. Mit -фонъ wurden dann Worte gebildet wie солдафо́нъ, Schpfw. für einen Soldaten, entstanden durch Kontamination von солдатъ und Агафонъ, лестифо́ня, лестефо́ня »кто леститъ, беретъ лестью; пролазчивый искатель« (Ишъ какой лестефоня!), und митрофо́ня, scherzhafte Bezeichnung für einen Matrosen (матросъ). Im Dongebiet bedeutet Мухаметъ Mohamed ‘Gauner, Betrüger’. Ein Schimpfname für Männer ist Олёна. Aus Фили́пъ (der Name bedeutet im Gouvernement Perm’ ‘Einfaltspinsel’) ist фи́ля m. f. Einfaltspinsel (vgl. простофи́ля ds., мордофи́ля m. f. dial. Eingebildeter) aus Ѳалале́й фа́ля 8) Dummkopf, Maulaffe (vgl. краснофа́ля m. f. Stutzer, selbstzufriedner Geck, офа́лить, фалеле́ить, фало́мить; матрафа́лъ scherzh. Matrose) gebildet. Ѳала(е)ле́й bedeutet Maulaffe. Кла́ра nennt Tolstoj in »Anna Karenina« eine Halbwelt-dame (Большинство предпочитаетъ знаться съ Кларами. Dahl2, 283). Überhaupt spielen die Taufnamen, wie die angeführten Beispiele zeigen, auf diesem Gebiet eine wichtige Rolle, sie haben zur Bildung vieler Schimpfwörter gedient. So kann in горлопа́нъ, шалопа́нъ, харлапа́нъ панъ aus Степа́нъ, erschlossen sein. Namen auf, -фей wie Тимофе́й, Ерофе́й haben Bildungen wie дурафе́й veranlaßt. Vgl. ferner дура́фья; кута́фья; моргафья́ »причудливая женщина« und Ага́фья, чумазла́й Schmutzfink, басала́й Stutzer, Geck (баса́ Schönheit) und Ермола́й, дурале́й Dummkopf und Ѳалале́й, Ва́нька und я́нька m. f. wer immer von sich spricht. Епи́шка, Deminutiv von Епифа́нъ, wird in Mittelrußland (Moskau, Orel) ein am Delirium tremens Leidender genannt, man dachte hier an пить trinken. Кузьма́ (volkstüml. für Козьма́ Kosmas) heißt in Sprichwörtern ein Armer, ein Pechvogel (Кузьма-безталанная голова. Горькому Кузенькѣ горькая долюшка. Кузенька сиротинушка), vgl. кузьми́ть, подкузьми́ть betrügen, beschwindeln, прикуз(ь)ми́ть кого »прижать вымогая что-либо«. Ebenso sind объего́рить dial. begaunern, bemogeln, обиго́рить dial. erwerben, betrügen von Его́рь abgeleitet. Von Пила́тъ Pilatus ist пила́тить quälen, martern, tyrannisieren abgeleitet. Мака́ръ kann Einfaltspinsel, Gauner, Heuchler usw. bedeuten. Davon abgeleitet ist макары́га dial. zudringlich Bittender (vgl. подпустить макару »сплутовать«). Der Name des Räubers Ва́нька-Ка́инъ, des russischen Rinaldo Rinaldini, ist zum Schimpfwort geworden 9). Aus Molières ‘L’Avare’ stammt Гарпаго́нъ, fr. harpagon, für Geizhals. Von den mit -ька gebildeten Deminutiven von Taufnamen werden manche Tieren beigelegt 10).

Taufnamen sind endlich auch in der russischen Gaunersprache zur Bezeichnung von Menschen und Dingen beliebt 11).

Mythologische Namen: ба́ба-яга́, яга́-ба́ба 1. Name einer Hexe in russischen Volksmärchen, 2. böses Weib (яги́шна böses, keifendes Weib); бѣсь 1. Teufel, 2. rachsüchtiger und böser oder listiger, gewandter Mensch (бѣсёнокь); вамри́ръ; га́рпія 1. Harpyie (diese ursprüngliche Bedeutung ist wohl schon vergessen; SRJ.: га́рпіи pl. t.), 2. böses Frauenzimmer; Dahl: »мучитель, истязатель, кровопійца«; дья́волъ (діа́волъ), чортъ (чёртъ), чертёнокъ 1. Teufel, 2. als Schpfw. (черто́вка f. Hexe, böses Weib. Безъ имени ребенокъ-чертенокъ); меге́ра f. 1. Megäre, eine der drei Furien, 2. böses Weib; меду́за f. gr. Μέδουσα 1. Meduse, eine der Gorgonen, 2. böses häßliches Weib; фу́рія 1. Furie, 2. böses Weib.

b) Tiernamen. 1. Säugetiere: байба́къ 1. Arctomys bobac, Murmeltier, 2. schwerfälliger Mensch, Faulenzer, Schlafmütze usw. (»Это былъ просто б., лежавшій, какъ говориться, весь вѣкъ на боку« Gogol’, Mertv. duši; байбачо́къ, байбачо́нокъ, байбачи́шка von kleinen Kindern. Pr. 12); бара́нъ 1. Schafbock, 2. »смирный простоватый человѣкъ«; бирю́къ 1. dial. Wolf, 2. dial. Griesgram, Ungeselliger (BEW. 57; Pr. 26); волкъ 1. Wolf, 2. Griesgram, Menschenscheuer, Unzuverlässiger; волчо́къ dial. Schpfw. = Lakai; вы́дра 1. Otter, 2. dial. mageres häßliches Weibsbild; abgemagerter, kränklicher Mensch; до́нгусь (nach Dahl tatar.) 1. Schwein, 2. als Schpfw. = Esel, Dummkopf, Vieh; ёжъ 1. Igel, 2. Geizhals; жеребе́цъ 1. Hengst, 2. gesunder stark gebauter Mann, мыши́нный (ergrauender) жере́бчикъ alter Weibernarr; жеребёнокъ junger Hengst ist ein Schpfw. für einen erwachsenen faulen Burschen ohne Beschäftigung; жеребя́чья поро́да werden verächtlich die Geistlichen genannt; за́яцъ 1. Hase, 2. Hasenfuß, Feigling; blinder Passagier (желѣзнодорожные зайцы); биржевые зайцы Börsenhasen, театра́льные з. usw.; s. SRJ. 2, 2431; коза́ 1. Ziege, 2. ausgelassenes, mutwilliges Mädchen; козёлъ 1. Ziegenbock, 2. einfältiger selbstzufriedener Stutzer; коро́ва 1. Kuh, 2. Weibsbild, Greinerin, weinerliches Frauenzimmer; котъ 1. Kater, 2. Zuhälter (aus der Gaunersprache 12)); кры́са (: грызть?!) Ratte, интенда́нтская кр. unehrlicher, diebischer Intendanturbeamter; канцеля́рская кр. verächtl. Kanzleibeamter (vgl. окры́ситься; vgl. ferner павли́нъ Pfau und павли́ниться, павли́ничать); крысу́ха s. S. 358; ландёха, лантёха m. f. 1 . dial. Mastvieh, 2. f. dickes Weib; лиса́ 1. Fuchs, 2. schlauer, listiger, verschmitzter Mensch; eigennütziger Schmeichler; мака́ка Name mehrerer Affenarten, pl. мака́ки (Schpfw.) Japaner; медвѣ́дь 1. Bär, 2. plumper Mensch; обезья́на 1. Affe, 2. Nachäffer; häßlicher Mensch; осёлъ 1. Esel, 2. dummer, fauler Mensch; ошку́й 1. Eisbär, 2. Geizhals; поросёнокъ 1. Ferkel, 2. unreinlicher Mensch, besonders: unsauberes Kind; росома́ха 1. Vielfraß, 2. Maulaffe, Unordentlicher; пси́ца 1. Hündin, 2. häßliches, mageres Frauenzimmer; са(о)вра́съ 1. hellbraunes Pferd, 2. zügelloser Mensch (vgl. ходить-что с. безъ узды); свинья́ 1. Schwein, 2. unreinlicher Mensch; скотъ im Sg., скоти́на m. f. 1. Vieh, Rindvieh, Tier, 2. Vieh, Rindvieh, dummer Mensch usw.; соба́ка 1. Hund, 2. böser Mensch (vgl. отсоба́чить, отсоба́читься); су́ка 1. Hündin, 2. Klatschweib; су́кинъ-сы́нъ Sohn einer Hündin ist ein sehr beliebtes Schpfw.; тюле́нь 1. Seehund, 2. schwerfälliger fauler Mensch; unumgänglicher, mürrischer Mensch; хомя́къ 1. Hamster, 2. fauler, träger Mensch, Schlafmütze, Stubenhocker, ungeselliger Mensch (Хомяко́въ FN.).

2. Vogelnamen: вара́кушка (: вара́кать neben вра́кать Unsinn schwatzen) 1. Spottvogel, 2. Lügner, Aufschneider; ве(и)тю́тень, вятю́тень 1. große Holztaube, 2. unbeholfener Mensch; вя́херь, вя́хирь 1. ds., 2. träger Mensch; воро́на Krähe, 2. ungewandter Mensch, Gaffer, Tölpel; Faulpelz; гага́ра 1. Taucher, schwarzes Wasserhuhn, 2. m. f. dummdreister Lacher, Spötter; Mensch von brauner Gesichtsfarbe, 3. f. großes plumpes Weibsbild (BEW. 290; Pr. 113); го́голь 1. Name einiger Entenarten, 2. Stutzer, Weibernarr; гусь Gans, 2. wer eine Dummheit gemacht hat (Хорошъ г! каковъ г!); г. оа́пча́тый »человѣкъ себѣ на умѣ« (vgl. SRJ. 1, 946; Dahl 1, 1015); желпа́ Specht, 2. zudringlich Bittender; Geizhals; wer stets ißt usw.; и́волга 1. Pirol, Pfingstvogel, 2. dial. durchtriebener Mensch; каню́къ, каню́ка 1. Name mehrerer Raubvögel und anderer Vögel, 2. zudringlicher Bettler (BEW. 483; Pr. 293); карга́, корга́ 1. Krähe, 2. Schpfw. für ein altes Weib (старая к.); dial. Maulaffe usw. (BEW. 490); куку́ша, куку́шка 1. Kuckuck, 2. Unglücksprophet, 3. Rabenmutter; ку́кша Häher, 2. schlecht, häßlich gekleidetes Frauenzimmer (BEW. 639); кули́къ 1. Sumpfvogel, Schnepfe, 2. Trunkenbold, 3. dummer, einfältiger Mensch; ку́рица Huhn, мокрая-курица »человѣкъ вялый, ничтожный« (vgl. une poule mouillée für ‘Feigling’; c’est une p. m.); пи́галица 1. Kiebitz, 2. hagerer, magerer, dürrer Mensch (Iljinskij KZ. 43, 180, 181); попуга́й 1. Papagei, 2. Nachplapperer; пету́хъ 1. Hahn, 2. Raufbold, Händelsucher; соро́ка 1. Elster, 2. Schwätzer, namentlich schwatzhaftes Frauenzimmer; сычъ 1. Name einer Eulenart, 2. dial. Frechling (сы́чевка f. [Schpfw.] böses Weib , сычо́вка f. dial. freches Weib); тете́ря 1. Birkhuhn, 2. (auch глухая т. Auerhahn) tauber oder dummer Mensch; Schwächling, ungeschickter Mensch; глухой тетеревъ Schpfw. für emen Tauben; фиру́(ю́)ль 1. große Feldschnepfe, Kronschnepfe, 2. Einfaltspinsel; ца́пля 1. Reiher, 2. zanksüchtiger Mensch; Geldraffer, Sportelnehmer; чечо́тка f. 1. Hänflingsweibchen, 2. Plappertasche (Тетьки, лебедки, чечотки мои! Lied. BEW. 138).

3. Fischnamen: ёршъ 1. Kaulbars, 2. widerspenstiger, störrischer Mensch; Zänker; щу́ка 1. Hecht, 2. listiger, verschmitzter Mensch.

4. Reptilien und Insekten: а́спидъ 1. Schlange, 2. böser Mensch, Geizhals (BEW. 32); гадъ, га́дина 1. Kriechtier, Reptil, 2. Scheusal, ekelhafter Mensch (BEW. 289); ехи́дна (gr. ἔχιδνα) 1. Giftschlange, 2. böser, schadenfroher tückischer Mensch und zugleich Heuchler; жа́ба 1. Kröte, 2. böses Weib (Баба, что ж.); 3. aufdringlicher lästiger Mensch; жабёнка, жабёнокъ 1. junge Kröte, 2. böses Kind; змѣй, змѣя́ 1. Schlange, 2. böser Mensch usw.; клещъ 1. Zecke, 2. Zudringlicher, Lästiger; клопъ 1. Wanze, 2. scherzh. kleiner Junge, kleines Mädchen; моты́ль 1. Schmetterling, 2. Unbeständiger; Don Juan; Schwätzer; осва́ 1. Wespe, 2. dial. zudringlicher Mensch; пія́вица, пія́вка 1. Blutegel, 2. Geizhals, Blutsauger, habsüchtiger, erbarmungsloser Mensch; скни́па 1. Laus, Filzlaus, 2. zudringlicher Bettler; стрекоза́ 1. Wasserjungfer, Libelle, 2. (oft ohne tadelnden Nebensinn) unruhiger Mensch, Quecksilber, Wildfang, ausgelassene Person; тру́тень 1. Drohne, 2. Müßiggänger, Tagedieb, Parasit; хамелео́нъ 1. Chamäleon, 2. veränderlicher Mensch. Endlich können unter den Tiernamen auch noch angeführt werden: па́дера, па́деръ (dial.), сте́рва 1. Aas, gefallenes Vieh, 2. als Schimpfwörter.

c) Andere Namen. 1. Werkzeuge u. dgl.: ба́лда́ 1. Schmiedehammer, Stampfe usw., 2. Dummkopf, plumper Mensch; Klatscher (BEW41); игла́ 1. Nadel, 2. m. f. durchtriebener Mensch; Spötter; клю́ка́ 1. Krummstab, Krücke, 2. Verschlagener; Händelsüchtiger (BEW 528); кува́лда́ 1. großer Hammer, 2. m. f. Unbeholfener, Schwerfälliger; пестъ 1. Mörserkeule, Stößel, 2. Tölpel, Dummkopf; сту́па Erdstampfe, 2. plumper Mensch, Klotz, besonders von Frauen; Faulpelz; трещо́тка 1. Schnarre, Klapper, 2. Schwätzer, Plappermaul (Съ этой трещоткой не сговоришь); труба́ Trompete, Posaune, 2. Verbreiterin von Nachrichten; утю́гъ (türk.) 1. Platt-, Bügeleisen, 2. Starrkopf; шва́бра (holl. zwabber) 1. Scheuerwisch, Schiffsbesen, 2. Lump.

2. Namen von Speisen u. dgl.: кала́чъ Kringel (BEW. 541), тёртый к. 1. besonderes Gebäck, 2. geriebener Kerl, Schlaufuchs, Schlaukopf usw.; книшъ, кныщъ dial. 1. Semmel, 2. Knirps; крупа́ 1. Grütze, 2. Spottname für Soldaten, besonders verabschiedete (BEW. 630); колбаса́ 1. Wurst, 2. Schpfw. für einen Deutschen (BEW. 542; Pr. 332); олелю́ха 1. Mehlkloß, 2. Tölpel, Dummkopf; панпу́шка dial. 1. Kloß, 2. dickes Kind; са́ло 1.Fett, Talg, 2. Träger, Schlapper; са́харь Zucker, 2. (auch сахаръ медовичъ) Nichtsnutz, durchtriebener Bursche; с. м. bedeutet auch Courmacher, Süßholzraspler usw. Сахаръ ist hier Taufname.

3. Pflanzennamen: ты́ква 1. Kürbis, 2. Dummkopf (глупая т.); хрѣнъ 1. Meerrettich, 2. verächtl. Graukopf, alter Knaster (старый хр.), хрѣно́вка f. altes Weib (BEW. 402); ело́вая голова́ (von ель Tanne) ist ein Schpfw. bei Gleb Uspenskij.

4. Namen von menschlichen und tierischen Körperteilen u. dgl. : же́ре́ло 1. n. Hals, Rachen, Schlund (alt: Stimme), 2. m. dummer Schreier; голова́ Kopf, глупая г. Dummkopf; кула́къ 1.Faust, 2. Geizhals, Hartherziger; übertr. auch Aufkäufer, Viehhändler, Kornhändler, Dorfwucherer (Кто родомъ к., тому не разогнуться въ ладонъ); куты́рь 1. Magen der Wiederkäuer, 2. Vielfraß, Nimmersatt; лобъ Stirn, мѣдный л. Frechling; ры́ло Schnauze, суко́нное р. ist eine Kaufmannsschelte, скоблёное р. (Schpfw.) »бритоусъ, кто скоблится, брѣется«; ро́жа 1. deter. Gesicht, also Fratze, Fresse, oft auch milder, etwa ‘Visage’, 2. häßlicher Mensch; харло́ dial. Mund, Rachen, Hals, Schlund, 2. dial. Schreier, Großmaul; Unnachgiebiger; пу́зо Magen, огуре́чное п. Gurkenliebhaber; dial. Vielfraß; хвостъ 1. Schwanz, 2. Klatschmaul, Zwischenträger (vgl. хвосты́ pl. t. Gerede, Lügen, хвосты́ води́ть klatschen), бабій хв. Weibernarr, Courmacher (BEW. 409); хохо́лъ 1 . Schopf, Haarbüschel, 2. Spottname für den Kleinrussen, 3. grober, ungeschliffener, aber gutmütiger Mensch (BEW. 392); хуй penis, голландскій х. (volksetymol. aus holl. goede, wie Bibliothekar B. Kordt in Kiev mir mitteilt; als die holländischen Kaufleute nach Rußland kamen, verlangten sie gute Ware) Schpfw.; чубъ Schopf, 2. pl. чубы́ Kleinrussen.

5. Namen für Kleidungsstücke u. dgl.: гу́ня 1. alte abgetragene Kleidung, 2. Schwerfälliger, гуня мокрая Schmutzfink und Trunkenbold (BEW. 363); колпа́къ 1. Mütze, Schlafmütze, Hausmütze, 2. Dummkopf, Langsamer (auch к. человѣкъ. Мужъ у нея к.); сте́лька 1. Brandsohle, 2. Faulenzer (vgl. die Redensart пьянъ какъ ст., erklärt bei Dahl 4, 527).

6. Karten: бардады́мъ 1. Treffkönig, 2. langer Laban; вале́тъ 1. Bube, 2. Sklavenseele; черво́нный в. 1. Cœurbube, 2. gewandter Betrüger, Spitzbube; тузъ 1. Aß, Daus, 2. reicher und angesehener Herr, Geldprotz, Nabob.

7. Verschiedenes: бакла́нъ 1.Klotz, 2. Großköpfiger; болва́нъ 1. Klotz; Statue; Götzenbild, 2. Dummkopf, Tölpel (BEW. 41); бо́чка 1. Faß, 2. sehr dicker Mensch (Эка б!); бревно́ 1. Balken, 2. gefühlloser Mensch; буда́ра 1. Flußbarke, Boot, Einbaum, 2. großer plumper Mensch, namentl. plumpes Weib; бу́ка 1. Schreckgespenst für unartige Kinder, 2. Mürrischer, Unzugänglicher, Menschenscheuer; булды́га 1. Knochen, 2. Keule, Knüttel, 3. m. f. Herumtreiber, Säufer, Raufbold; булы́га 1. Knüttel, Knotenstock, großer Stein, 2. Tölpel, Ungeschliffener usw. (Булы́гинъ FN.); верста́ 1. Werstpfosten, 2. langer Tölpel (коломенская в. ds.: Car Alekseěj Michajlovič ließ die ersten Werstpfosten am Wege von Moskau nach dem Dorf Kolomenskoe errichten); волды́рь 1. Beule, Eiterblase, Wasserblase, 2. hochmütiger Knirps; ви́сѣ(е)льникъ 1. Gehenkter, 2. Taugenichts, Galgenstrick; вѣ́ха 1. Strohwischstange, Bake, 2. langer schmächtiger Mensch, Bohnen-, Hopfenstange; зано́за 1. Splitter, 2. Streitsüchtiger, Mensch, den man nicht leicht los wird; вѣ́шалка 1. Kleiderständer, 2. Schlingel, Galgenstrick, Bummler; дрянь coll. Kehricht, Schutt, Schmutz, überhaupt alles Unbrauchbare, Untaugliche, Schund, др.-человѣкъ Nichtsnutz, др. ist Konkretum und Abstraktum (BEW. 185); дуби́на 1. Knüttel, 2. Dummkopf; зола́ 1. Asche, 2. dial. »вздорный придирчивый человѣкъ«; зола́-па́рень dial. »расторопный, пронырливый, рѣзвый, бѣдовый парень« SRJ. 2, 2809. Diese Metapher ist Dahl unbekannt. Er trennt зола́ f. Asche (1, 1722) von зола́ m. f. böser usw. Mensch oder Tier und verzeichnet dieses Wort unter зло 1, 1705; и́долъ 1. Götzenbild (идоломъ стоитъ), 2. Dummkopf (BEW 420); и́гра, и́рха 1. Schaffell, altes Fell, 2. böses altes Weib (BEW. 432; Pr. 273); калабу́ха, колобу́ха 1. f. Klumpen, 2. m. f. dicker Mensch, Dummkopf; коло́да 1. Baumstamm, Balken, Klotz, 2. plumper, unbeholfener Mensch; колту́нъ 1. Weichselzopf, литовскій к. Schimpfname für einen Litauer; ко́рень 1. Wurzel, 2. »стойкій, упрямый и суровый« (auch человѣкъ ко́рень) dial. Geizhals; косте́ра 1. die harte Rinde beim Flachs, Hanf, Achel, Schäbe, человѣкъ костера Unverträglicher, Störrischer (BEW. 584); креме́нь 1. Kieselstein, 2. Feuerstein, 3. harter Mensch, Stein, Geizhals (BEW. 609); крючо́къ 1. Haken, Häkchen, приказный кр. Rechtsverdreher, käuflicher, gewandter Advokat; полицейскій кр. Schikaneur. Bestechlicher; ку́кла 1. Puppe, 2. sich putzendes dummes Weib, Zierpuppe (одѣться куклою; чортова к. Schpfw. BEW. 640); куль 1. Sack, 2. Unbeholfener, Plumper (Валитъ, к. кулёмъ! К. съ бородой на говяжихъ подствакахъ scherzh. von einem Dickwanst. BEW 642); лихора́дка 1. Fieber, 2. kranker, entkräfteter Mensch, 3. als Schpfw.; банный листъ 1. Badequastblatt, 2. zudringlicher, klebriger Mensch usw.; ля́лька 1.Kind, 2. Spielzeug, 3. Maulaffe, plumper, unbeholfener Mensch; мѣшо́къ 1. Sack, 2. plumper Mensch, Vielfraß; на́долба f. 1. Pfosten, Klotz, 2. f. alte Jungfer, m. f. Schwätzer; о́бу́хъ Beilrücken, 2. Dummer, Stumpfsinniger, Starrkopf; огло́бля 1. Deichselstange, 2. langer, unbeholfener Mensch (Экая дура, ою выросла!); омёха 1. Rucksack, 2. Schmutzfink, Schwerfälliger: о́мутъ 1. tiefe Stelle im Wasser, Pfuhl, 2. schlauer und verschlossener Mensch, unvernünftiger Mensch; оря́сина 1. Stange, 2. lang aufgeschossener Bursche, Hopfenstange; осло́пъ, ослопи́на 1.Stange, Keule, 2. langer Laban, Dummkopf usw. (Эка ослопина выросла! Ослопъ ослопомъ ходитъ. Ослопъ выросъ, ума не вынесъ); пень 1.Baumstumpf, 2. dummer Mensch (Этому пню не растолкуешь), п. пня́стый Schpfw.; пе́стеръ 1. Heukorb, Futterkorb, 2. Unbeholfener, Mehlsack; пе́хте́рь dial. 1. Heusack, Heukorb, 2. пехте́рь (auch пехте́ря m. f.) dickes, gefräßiges Kind, Freßbalg; полѣ́новина 1. kleines Holzscheit, 2. f. Hochgewachsener, m. f. dummer langer Mensch; про́пасть 1. Abgrund, Tiefe, tiefe Schlucht, 2. habgieriger Mensch; auch unbestimmtes Schpfw.; прыщъ 1.Pustel, Finne, Pickel, 2. aufgeblasener Knirps; пузы́ръ 1. Blase (: пу́зо), 2. dial. Rührmichnichtan, zum Zorn Neigender, auch kleiner dicker Mensch, bes. rundes dickes Kind; ря́сина f. Stange, 2, ряси́на dial. m. hochaufgeschossenes Kind (vgl. оря́сина); спи́ца 1. Spitze, spitzes Stöckchen, Splitter usw., 2. спи́ца́ dial. (Schpfw.) zanksüchtiges Weib (Такая еретичная сп.,какъ рогатка ершится и задирается и за всякое слово цѣпится); ста́йно́ 1. Gestell, 2. langer Tölpel; столбе́нь 1. Säule, 2. Dummkopf; сума́ 1. Sack, Quersack, Tragsack, 2. Unzuverlässiger, Windbeutel, Heuchler; тварь 1. Geschöpf, Kreatur, 2. Vieh (Экая т!); телепе́нь 1. Wurfkugel, Klöppel, 2. »болванъ или повѣса«; то́рба 1.Sack, 2. dial. dickes plumpes Frauenzimmer; тря́пка 1.Lappen, Wischlappen, 2. schlaffer, energieloser Mensch, Waschlappen (Онъ сущая т.); ту́мба 1.Prellstein, 2. Dummkopf (bei Čechov in der Erz. »Neudača«); ту́ша 1. geschlachtetes Tier, 2. großer, dicker Mensch (Экая т. валитъ!); тую́съ, ту́ясъ 1. Gefäß aus Birkenrinde, 2. Dummkopf; тюфя́къ 1. Matratze, Schlafsack, 2. Faulpelz, Bärenhäuter; фертъ 1. Name des Buchstabens Ф, 2. Stutzer (vgl. стоять фертомъ), фе́ртикъ ds. dem.; флю́геръ, флюга́рка 1. Wetterfahne, 2. wetterwendischer Mensch, Wetterfahne; чурба́нъ 1, Klotz, 2. dummer unbeholfener Mensch, Tölpel; чу́чело 1. Vogelscheuche, Puppe, ausgestopfter Tierbalg, Vogelbalg, 2. Scheusal, häßlicher Mensch; шести́на m. 1. Stange, 2. m. f., auch шестови́на m. f. Hochgewachsener, Bohnenstange; шква́ра 1. Schlacke, das beim Schmelzen von Fett Nachbleibende, 2. Lumpenpack, Gesindel; шку́ра 1.Fell, 2. Schpfw. für ein mageres und häßliches Weibsbild; liederliche, 3. Frauenzimmer (vgl. шкурёха sd. u.); бараба́нная шк. Trommelfell ist in Kleinrußland ein Schpfw. für ein fades dummes Weib; я́зва 1. Eiterbeule, Geschwür, Pest, Seuche, Schaden, Verderben, 2. böses, zorniges Weib; я́звина 1. f. s. я́зва, 2. m. f. dial. böser, boshafter Mensch, wohl keine Metapher, sondern Einfluß des Suffixes. Язва und язвина haben sehr viele Bedeutungen. Wie in язвина, so ist das Formans auch in einigen anderen Fällen beachtenswert; vgl, z. B. дуби́на, оря́сина, ослопи́на, скоти́на, шести́на, полѣ́новина, шестови́на.

Ob alle hier aufgeführten Wörter auch wirklich noch als Metaphern empfunden werden, ist sehr fraglich. Die ursprüngliche Bedeutung ist in zahlreichen Fällen mit der Zeit verloren gegangen. So wird z. B. трутень wohl kaum noch als Metapher gefühlt 13); vgl. трути́ть. Manche Fälle sind unsicher, wie z.B. цапля (s. S. 329), das ich zu ца́пать (BEW. 121) stelle, куликъ in der Bedeutung ,Trunkenbold‘ (: куликать ,saufen‘; BEW. 642) u. a. m.

d) Abstrakta als Schimpfwörter sind im Russischen in nicht geringer Zahl vorhanden. Die von Vondrák 60 konstatierte Scheu der slavischen Sprachen vor dem Abstraktum läßt sich im Russischen nicht beobachten.

Besonders stark vertreten sind Bildungen auf . Das Suffix , von den Abstrakta, besonders den Verbalabstrakta ausgehend, brauchte man im Baltisch-Slavischen für Nomina agentis und Träger einer Eigenschaft (Delbrück, Vergl. Synt. I, 1, 103 ff. Brugmann, Grundriß 2, 437 ff.). Nomina actionis und Nomina agentis sind: во́ня 1. Schreien, Weinen, Heulen, 2. Schreier, Greiner; доса́да 1. das Ärgern (= досажда́(е́)нье), 2. Angelegenheit, Gegenstand, Begebenheit, die Ärger verursachen; auch Ärger, d. h. Gefühl des Ärgers, Zornes (ты моя досада = всегда меня досаждаешь); при́воло́ка 1. das Herbeischleppen, 2. dial. при́волока Vagabund usw., auch koll. Gesindel (Все набродъ да пр., только вы съ батюшкой пришлые люди!). Wolter 35 ff. hat eine Menge derartiger Beispiele 14) gesammelt; daß es sich aber bei allen mit dem -Suffix gebildeten Wörtern um einen Übergang der Bedeutung vom Abatraktum zum Konkretum handele, wie er nachzuweisen versucht hat, kann nicht behauptet werden. Eine derartige allgemein gültige Regel gibt es nicht. Nachzutragen ist, daß auch затро́га, зацѣ́па, облу́па, отмы́ка und подво́ха, die Wolter aufführt, Nomina actionis sind. Ferner ist nachzutragen: още́ра 1. f. das Zähnefletschen, 2. m. f. Zänker, Streitsüchtiger usw.

Andere Abstrakta auf , die Wolter nicht verzeichnet, sind: шту́ка (p. sztuka) 1. Streich, Stückchen, Schwindel, Betrug usw., 2. listiger, geriebener Bursche; забро́да 1. f. Verbrechen, Vergehen; »шалость, всякій проступокъ изъ шалости« (Dahl), 2. m. f. »проказникъ, шалунъ, шатунъ«; шу́ма 1. Lärm, Geschrei, 2. unruhiger Mensch; я́беда 1. Verleumdung; Schikane, 2. Prozeßsüchtiger usw. (BEW. 141).

Weniger zahlreich sind Abstrakta auf -ба, wie z. B. жадо́ба 1. f. Begierde, heftiges Verlangen, Geiz, Gier, 2. m. f. Geizhals, Gieriger, Unersättlicher (У этого жадобы зимою льду не выпросишь. Экой ж.: всѣ пріѣлъ), слу́жба f. Dienst, als m. spöttische Bezeichnung für einen Soldaten 15), auf -ка, wie недоу́мка 1. f. Unaufgewecktheit, Mangel an Findigkeit (Это моя н. набѣдила) 2. m. f. Beschränkter, Unaufgeweckter usw.; пота́йка 1. nom. actionis f. das Verhehlen, Verbergen, 2. m. f. dial. Kriecher, Listiger, Verschlossener usw., und auf -та, wie волоки́та 1. Verschleppung, Verzögerung, 2. Courmacher, Weibernarr, Landstreicher; суета́ 1. f. Eitelkeit, vanitas, Hast, Sorge, 2. m. f. Unruhiger, Hastiger, Geschäftiger; хлопота́ 1. f. Sorge Unglück, Ungemach, 2. m. f. Unruhiger, Vielgeschäftiger; Unverträglicher.

Von den vielen Nomina actionis auf , die zugleich Nomina agentis sind, seien nur genannt: мотъ 1. das Verschwenden, 2. Verschwender; огло́дъ 1. = оглоданье, огло́дка das Benagen, 2. Nimmersatt, Vielfraß usw.; огры́зъ 1. das Abbeißen, 2. Grobian, Schimpfer, »огрызающійся за каждое слово«, daneben огры́за ds.; охлёстъ 1. das Zerschleißen, Abfransen, 2. Frechling, (охлёста f. liederliches Frauenzimmer); сбрёхъ 1. das Lügen (= сбрёшка), 2. »ложь, враньё«, 3. »лгунъ, врунъ«; то́ропъ das Hasten, Eilen {= торопленье) 2. то́ро́пъ Eiliger, Hastiger, Sausewind. Ein Verbalabstraktum ist auch облама(о́)нъ 1. Betrug, Fälschung, 2. Betrüger, Gauner.

Abstrakta mit dem Formans -сть kommen nach Vondrák 58 im Böhmischen als Schimpfwörter nicht vor, im Russischen treten sie ganz vereinzelt auf: про́пасть, unter c) 7 S. 333 schon aufgeführt, hat verchiedene Bedeutungen: Aas, Tod, Tiefe, Schlucht, Abgrund, Menge usw. Эту пропасть ничѣмъ не наполнишь von einem gierigen Menschen. Vgl. пасть. Па́кость 1. Böses, Schaden, Unheil usw., 2. Schlingel, von Kindern, die etwas verderben; Knirps (я думалъ большой человѣкъ идетъ, анъ вонъ какая п.); по́касть f. 1. dial. Nebenform von пакость ds., 2. ekelhafter Mensch, Schlingel. Dahls Erklärungen des Wortes sind verfehlt. Der Herausgeber hat sie zwar als solche gekennzeichnet, ohne jedoch auf о́пакъ oder das Stichwort опа́(о́)кишъ zu verweisen. S. Sreznevskij Mat. 2, 866. Vereinzelt begegnen ferner auch Nomina actionis und Abstrakta mit dem Suffix (S. Vondrák SlGr. 479): не́доглядь f. 1. das Übersehen, die schlechte Aufsicht, 2. m. f. Unaufmerksamer; не́брежь 1. f. Sorglosigkeit, Unbekümmertheit, Nachlässigkeit, Fahrlässigkeit, 2. m. f. Sorgloser, Nachlässiger, Fahrlässiger; не́хоть 1. Faulheit, Trägheit, 2. Träger, wer etwas widerwillig tut (Экая ты н. неповоротливая!); мразь f. 1. Garstigkeit, Abscheulichkeit, 2. verächtlicher Mensch (Эдакая м. смѣетъ о другихъ судить); о́блѣнь 1. Faulheit, 2. Faulpelz (Экая о. шляется); о́гурь 1. Faulheit, Eigensinn, Ungehorsam, 2. Faulpelz, Ungehorsamer. Mit dem Formans -уха endlich werden sowohl Abstrakta wie Nomina agentis gebildet, daher haben diese Ableitungen oft zwei Bedeutungen (z. B. оплету́ха, поползу́ха), die mitunter durch verschiedene Betonung unterschieden werden (vgl. поки́духа und покиду́ха, приби́руха und прибиру́ха).

II. Formale Schimpfwörter.

Suffixale Schimpfwörter.

»Deteriorativer Sinn verbindet sich ebenso mit deminutiven wie amplifikativen Bildungen, aber auch mit gewissen Bildungen, die diesen Begriffasphären nicht angehören« 16). Die suffixalen Schimpfwörter lassen sich daher einteilen in solche, die Deminutiv- und Amplifikativbildungen sind, und solche, die mit anderen Formantien gebildet sind. Durch die Deminutiv- und Amplifikativsuffixe wurde häufig eine Deteriorativbedeutung in die Ableitungen hineingetragen. Diese Suffixe hat Belić A. 23, 134 — 206 behandelt. Die von mir gesammelten Schimpfwörter, welche derartige Bildungen sind, fasse ich als besondere Gruppe zusammen. »Nur auf der Bedeutung der Grundelemente des Wortes beruht die deteriorative Nebenbedeutung in allen den Fällen, wo das Wort ohne deminutivisches oder amplifikativisches Formans ist. Das Formans ist bei solchen Bildungen begrifflich sozusagen neutral geblieben und demgemäß für den Begriff anderer Wörter mit demselben Bildungselement ohne Folgen geblieben.« 17) Die mit solchen »neutralen« Formantien gebildeten Schimpfwörter machen die zweite Gruppe aus. Ein »neutrales« Formans bleibt aber nicht immer neutral. In manchen Fällen hat es an dem üblen Nebensinn in der Art teilbekommen, daß es mit diesem Nebenbegriff in Neubildungen übergegangen ist. So begegnet im Neuhochdeutschen das Formans -ling erstens in Bildungen wie Fremdling, Findling, Liebling, Säugling, Frühling, Neuling, Sprößling, Flüchtling, Hänfling, zweitens in Bildungen wie Frechling, Feigling, Wollüstling, Schädling. Die Deteriorativbedeutung der Wörter dieser zweiten Gruppe beruht auf der Grundwortbedeutung, das Formans wird aber in ihnen schon als deteriorierend empfunden. Erst die ausgeprägte Deteriorativbedeutung, die das Suffix in diesen Wörtern bekommen hat, konnte dazu führen, daß man Nomina bildete wie Dichterling, Frömmling (Frömling FN.) und Römling, in denen die Deteriorativbedeutung des Suffixes deutlich erkennbar ist. 18) Ebenso ist im Kussischen, um hier nur einige Beispiele anzuführen, das Suffix -оня in дѣвоня, -уня in дѣвуня und -унъ in хабру́нъ als deteriorierend gut erkennbar. Ich nenne solche Nomina mit Belić »sekundäre« Ableitungen.

Suffixale Schimpfwörter hat es natürlich schon im Urslavischen gegeben, zweifellos auch metaphorische. Im Russischen kommen Verächtlichkeitsformen von Taufnamen zuerst in einer Chronik aus dem 12. Jahrhundert vor 19).

A. Mit Deminutiv- und Ampliükativsuffixen gebildete Schimpfwörter.

Die Deminutiv- oder Amplifikativbedeutuug der Suffixe ist nicht selten verloren gegangen (Belić §§ 3, 4). Daher sind manche Suffixe im Laufe der Zeit neutral geworden 20).

1. Suffixe mit -г-.

-а́га, -я́га. Vgl. MVG. 281; Wolter 133 flf.; Belić 201/2; Vondrák SlGr. 470, 471, Блудя́га m. f., бродя́га m. f. Vagabund; бодря́га f. Stutzer, Prahler; будора́га m. f. Unruhiger, Störenfried; вереща́га m. f. Schwätzer, Zank-, Streitsüchtiger, Brummbär, Mürrischer (вереща́гинъ FN.); висля́га m. f. = висля́й; liederliches Frauenzimmer; волоча́га m. f. Vagabund; Weibernarr; воря́га m. Dieb; голодя́га m. f. = голода́й; звѣря́га m. f. »человѣкъ жестокій, звѣрскаго вида«; лопя́га m. f. Vielfraß; Lügner; лытя́га m. f. Müßiggänger; лютя́га m. f. Böser, Grimmiger usw.; мотя́га m. f. Verschwender; перевисля́га m. f. Müßiggänger usw.; плутя́га »смягчонное прозвище плута«; попроша́га m. f. dial. Bettler, Obdachloser; портия́га m. f. schlechter Schneider; росля́га m. f. sehr großer Mensch; скиля́га m. f. Landstreicher; Bettler; Geizhals; Trunkenbold usw.; скря́га m. f., скупя́га m. f. Geizhals; скуря́га f. liederliches Weib; слоня́га m. f. Müßiggänger; Landstreicher : урвя́га m. f. wer von allem etwas an sich zu nehmen sucht.

-у́га, -ю́га. Vgl. MVG. 283 ff.; Wolter 141; Belić 202; Vondrák SlGr. 472. Бездѣлю́га m. f. Müßiggänger; бранчу́га m. f. Schimpfer, Keifer; дрянчу́га, дряню́га m. f. nichtswürdiger Mensch; жидю́га́ verächtl. Jude, sehr starkes Schpfw., etwa ‘Saujude’; Geizhals; завалю́га m. f. Faulpelz; звѣрю́га m. f. = звѣря́га (У нихъ баринъ з. былъ) каплю́га m. f. Säufer; лову́га m. f. »оборотливый плутъ«; dial. gewandter Mensch; ляму́га m. f. träger Bursche; мальчу́га m. Bengel (deter. od. scherzh.); моту́га m. f. Verschwender; нету́га m. f. Sorgloser, Unbekümmerter; неудалю́га m. f. dial. Ungewandter; объѣду́га m. f. Vielfraß; Schmarotzer; плачу́га m. f. Weinerlicher; потащу́га m. f. dial. Dieb; пьянчу́га, пьяню́га Trunkenbold; слоню́га m. f. = слоня́га (Этотъ с. цѣлый вѣкъ болтается безъ дѣла); слоненю́га m. f. Dummkopf, Galgenstrick usw.; стервю́га m. f. Vagabund; столпеню́га m. Dummkopf; съѣду́га m. f. Streitsüchtiger usw.; чванчу́га m. f. Aufgeblasener; шельмю́га m. = шельмы́га; ѣду́га m. f. Zänker; Knauser. Andere Beispiele bei Belić, Wolter und Miklosich a. a. 0. Mit dem Deminutivsuffix -ька verbunden: дрянчу́жка, пьянчу́жка, пьяню́жка. Wie diese Beispiele zeigen, besteht eine feste Akzentregel; eine Ausnahme bildet nur жидю́га́, wo die Affektbetonung eintritt, der wir bei Schimpfwörtern nicht selten begegnen.

Das Suffix -ы́га hat im Russischen eine große Ausdehnung gefunden. Vgl. MVG. 285; Wolter 142 ff.; Belić 203; Vondrák SlGr. 473. Баскалы́га m. f. Geck, Stutzer; босомы́га m. f. Barfüßiger, Zerlumpter (Miklosich aaO.: »wahrscheinlich von einem adv. bosomъ«. Ist dieses aber belegt? Und wie verhält es sich mit гулемы́га m. f. Müßiggänger, Tagedieb und грѣхомы́га m. f. »человѣкъ грѣшнаго житія«? Neben босомы́га kommt auch босомы́ка ds. vor, das ich für ein Kompositum halte; vgl. das Kompositum горемы́ка. Unter баса́ Schönheit verzeichnet Dahl 1, 131 басамыг(к)а m. f. dial. »суетныый, тщеславый человѣкъ?«, eine dunkle Bildung); бузы́га Säufer; вольды́га, забулды́га m. f. Bruder Liederlich, Trunkenbold, Raufbold usw.; заброды́га m. f. Herumtreiber, Vagabund; елды́га m. ds.; злоды́га m. f. dial. schlechter Mensch, Bösewicht, Wucherer; злы́га m. f. »плутишка«; Faulpelz, Dieb; sehr böser Mensch (злы́га-злѣ́юшій); каталы́га m. f. Windbeutel, Galgenstrick, Schlingel; колы́га dial. Geizhals; комы́га m. f. ds.; колтомы́га m. f. Lahmer; копы́га, капы́га langsamer, schwerfälliger Mensch; косты́га m. f. Frecher; косы́га m. f. Schielender; курты́га m. f. Lahmer; латры́га, лотры́га, лоты́га m. f. Trunkenbold; Müßiggänger, Betrüger usw.; люты́га m. f. = лютя́га; ловы́га m. f. dial. = лову́га; лоды́га m. dial. Bruder Liederlich usw.; молоты́га, молты́га m. f. Schwätzer; моты́га, моторы́га, промоты́га m. f. Verschwender; мухры́га m. f. Unsauberer; оскомы́га m. f. Spötter; похвалы́га m. f. Prahlhans; прощелы́га m. f. Durchtriebener, Gauner usw.; соны́га m. f. dial. Langschläfer, Schlafmütze; табалы́га m. f. Müßiggänger (vgl. табалу́ бить müßiggehen); тарты́га m. f. Trinker, Raufbold usw.; толпы́га m. f. Lümmel usw.; топты́га m. f., потопты́га m. f. Mensch oder Tier mit schwerfälligem Gange; Топты́гинъ, Михайлъ Ивановичъ Т. ist der Neckname des Bären, auch Михайла Потаповичъ, von топта́ть, пота́пывать; vgl. Brandt RFV. 7, Gl); торопы́га m. f. allzu Hastiger, Eilfertiger, Sausewind (Тарапы́гинъ FN.); торпы́га dial. »безалаберный человѣкъ«; торты́га m. »дрянной, плохой мужичонка«; тырты́га Schwätzer; Zänker; фуфлы́га m. f. Knirps (Это что за ф?); Bummler; dial. Mensch mit dickem Gesicht; хабалы́га m. f. Frechling, Unverschämter, Schimpfer; халды́га, халы́га Grobian, frecher Mensch; Schreier; халты́га m. f. Windbeutel, Unbeständiger; хамы́га, хаму́га Schimpfname für Lakaien (von Хамъ s. la, S. 325); хананы́га, хандры́га m, Freischlucker; харты́га Strolch, Dieb usw.; хваты́га m. f. »вороватый человѣкъ«; шаны́га m. f. Herumtreiber, Müßiggänger; ша(е)ромы́га, широмы́га dial., шерамы́га (aus cher ami) Bummler, Gauner, Betrüger (Шеромы́гѣ все бы ша́ромъ-да́ромъ); шельмы́га m. Schelm, Betrüger usw. Mit -никъ verknüpft begegnet -ыга in босомы́жникъ, каталы́жникъ, латры́жникъ, лоды́жникъ (Лады́жниковъ FN.), прощелы́жникъ, шеромы́жникъ usw.

Vereinzelte Bildungen sind: толпе́га m. f. Grober, Ungeschliffener, dial. dickes Weib; вязи́га m. f. = вязга́; побери́га dial. Bettler; спеси́га m. f. dial. Aufgeblasener, Hochmütiger. Die bei ihnen auftretenden Formantien gehören vielleicht zu den neutralen.

2. Suffixe mit -к-.

-а́ка, -я́ка. Vgl. Belić 155; MVG. 244, 246; Wolter 120; Vondrák SlGr. 456, 459. Das Suffix bildet Nomina agentis, die Masculina und Feminina sind, Sie bezeichnen »denjenigen, der die durch das thema bezeichnete handlung energisch oder oft oder in vorzüglichem grade ausführt« (MVG. 244). Über die Entwicklung der Deteriorativbedeutung, s. Belić 148 ff. Daher bedeutet писа́ка m. f. zunächst einen Schnellschreiber, Schönschreiber, tüchtigen Schreiber, ferner einen schlechten Schriftsteller, einen Skribenten. Бурла́ка (: бурли́ть.) 21) dial. Zänker, Unverträglicher, Unruhiger, Lärmmacher, Schimpfer; »холостякъ разгульной жизни«; гордыба́ка, фордыба́ка m. f. Aufgeblasener, Grobian usw. (Не связывайся съ этимъ фордыбакой!); гуля́ка m. f. Müßiggänger, Wüstling; добыва́ка m. f. »плутоватый добычникъ«, Industrieritter; жа́ка m. f. dial. Bedrücker; жва́ка m. f. langsam oder undeutlich Sprechender; Nichtsnutz; Brummbär. Unzufriedener; забія́ка m. f. Streitsüchtiger. Raufbold: запива́ка m. f. Trunkenbold; зля́ка sehr böser, zorniger Mensch; Händelsflchtiger; зѣва́ка Gaffer; калайда́ка m. f. Schwätzer; лежа́ка m. f. Faulpelz; лома́ка m. f. Eingebildeter, Wichtikus; неумыва́ка m. f. Schmutzfink; сидя́ка m. f. wer nicht geben kann, Gelähmter usw.; плева́ка m. f. wer oft spuckt; daher Schpfw. für das Kameel (Плева́ко FN.); Ревя́кинъ ist ein Scherzname für den Bären, auch FN.; путля́ка m. f. = пу́тала; талала́ка m. f. öder Schwätzer; умыва́ка m. f. Stutzer.

Das Suffix -икъ, -никъ 22) dient zur Bildung von Deminutiven aus Substantiven und zur Substantivierung von Adjektiven und Partizipien. Auch bildet es Substantiva von Substantiven. Vgl. MVG. 246: Belić 156 ff: Vondrák SlGr. 460. Die urslavische Form des Suffixes ist -ікъ. Keine Deminutivbedeutung hat баби́къ Weibernarr. Ebenso wie in den südslavischen Sprachen, wo das Suffix die Deminutivbedeutung fast ganz verloren hat, ist sie auch im Russischen oft nicht mehr vorhanden und fehlt den folgenden Wörtern. Das Suffix ist in ihnen neutral. Ihre Zahl kann leicht vordoppelt werden, da das Suffix sehr lebendig ist. Алты́нникъ Geizhals; Bestechlicher; а́лчникъ Gieriger, Nimmersatt; ба́бникъ Weibernarr; баклу́шникъ s. S. 323; бездо́мникъ Obdachloser, Landstreicher; бездѣ́льникъ Tagedieb, Müßiggänger; Spitzbube; безбо́жникъ Gottloser; безобра́зникъ wer sich gemein beträgt; безпу́тникъ Herumtreiber, Sittenloser; безсты́дникъ Schamloser, Unverschämter; бра́жникъ Bummler und Trinker; (Для чашниковъ да бражниковъ бываетъ много праздниковъ. У праздника не безъ бражника); возгри́викъ wer sich nicht die Nase wischt; вши́викъ (Schpfw.) Lausbub, Unreinlicher. Schmierfink; ду́тикъ Eingebildeter usw.; жу́ликъ Taschendieb, Dieb; Gauner, Betrüger, Spitzbube; зазо́рникъ wer einen schandbaren Lebenswandel führt; каплю́ж(ш)никъ Trunkenbold usw.; auch unbestimmtes Schpfw.; карма́нникъ Taschendieb; копе́ечникъ Pfennigfuchser, Knauser; мазу́рикъ Gauner, Spitzbube (vgl. Perwolf, A. S, 9); кока́рдникъ verächtl. Kokardenträger, peior. Offizier, Beamter; моше́нникъ Taschendieb, Dieb, Betrüger; мяки́нникъ Vielfraß; Geizhals; кусо́чникъ (Schpfw.) »попрошайка, побиру́ха«; мухры́жникъ Gauner, Betrüger; насты́рникъ, наха́льникъ Frecher, Unverschämter; него́дникъ Taugenichts; немы́тикъ, неумы́тикъ Schmutzfink; обма́нникъ Betrüger; пентю́шникъ Vielfraß; плетю́шникъ dial. Dieb, Betrüger, »стоющій плети«; подлоко́тникъ dial. Klatscher, Zwischenträger; похотни́къ Wollüstling; при́хво́стникъ Schwanz, diensteifriger Verehrer; пропастни́къ Herabgekommener; прохла́дникъ Müßiggänger, wer Vergnügungen nachgeht; (ярмарочные прохладники Bummler, Spieler); развра́тникъ, распу́тникъ Wüstling, Ausschweifender; похлѣ́бникъ = похлѣба́й; разбо́йникъ Räuber; спле́тникъ Klatscher, Zwischenträger; плетю́шникъ dial. ds.; тарты́жникъ Bummler und Verschwender; ту́хли́къ = тухля́къ; фигу́рникъ Stutzer; хаба́льникъ Frecher, Unverschämter; хво́стникъ Klatscher; чемези́нникъ Knauser; чихи́рникъ Säufer, Betrüger usw.; ша́шникъ Intrigant; шелуди́викъ (Schpfw.) Grindkopf; ши́бенникъ (Schpfw.) Galgenvogel, Taugenichts; ши́льникъ Gauner, Betrüger; шмо́нникъ Bummler, Müßiggänger; я́бедникъ Verleumder, Anschwärzer usw. (BEW. 441); яры́жникъ Säufer, Betrüger usw.; Affektbetonung in похотни́къ und пропастни́къ.

Deminuierend ist -икъ in: нѣ́мчикъ deter. Deutscher, суда́рикъ spöttisch oder tadelnd Herrchen (auch hypokoristisch), францу́зикъ deter. Franzose (ф. изъ Бордо Griboědov, Gore ot uma) und франтикъ Stutzer (BEW. 284).

-чикъ. Über die Entstehung dieses Deminutivsuffixes vgl. MVG. 250, Belić 157, Vondrák aaO. Госпо́дчикъ verächtl. Herrchen; баро́нчикъ herabsetzend Baron; дворя́нчикъ spöttisch junger Edelmann, Junker; евре́йчикъ peior. Jude; суда́рчикъ spöttisch u. tadelnd Herrchen (сударчики бѣлоручки).

-щикъ: алты́нщикъ = алты́нникъ; карма́нщикъ = карма́нникъ; обая́нщикъ Schwätzer usw.; обде́рщикъ dial., обма́нщикъ Betrüger; приви́рщикъ, привира́льщикъ = приви́ра; проны́рщикъ Intrigant usw. Das Suffix ist sehr lebendig.

-у́къ, -ю́къ. Vgl. MVG. 253/4; Belić 157/8; Vondrák SlGr. 463. Бабню́къ Weibernarr; жидю́къ (Schpfw.) verächtl. Jude, also etwa ‘Saujude’; Geizhals; злюкъ sehr böser Mensch; казю́къ Spott- und Schimpfname für die Arbeiter der Gewehrfabrik in Tula (: казна́); михрю́къ ungeschickter Mensch, Tolpatsch; паршу́къ Grindkopf; пехтю́къ Langsamer, Schwerfälliger, Vielfraß; слебу́къ Näscher, Leckermaul; смердю́къ Stinker; Schpfw. = Jude; столпеню́къ Dummkopf, Tölpel; темрю́къ mürrischer, grämlicher Stubenhocker; фалелю́къ Maulaffe usw. (von Ѳалалей); халдю́къ Grobian, Schamloser, Frechling, Schreier. Dunkel: дунду́къ dial, (Kazan) »безтолковый человѣкъ« (Smolensk: »коротышъ, толстякъ«); Vielleicht entlehnt (vgl. Дунду́ковъ FN.).

-у́ка, -ю́ка. Vgl. MVG. 254; Wolter 121; Belić 158; Vondrák SlGr. 463. Злю́ка m. f. sehr böser, zorniger Mensch; пію́ка m. f. Säufer; подлю́ка f. (Schpfw.) »подлая женщина«; тягу́ка m. f. Prozeßsüchtiger.

Trat das Deminutivsufffx -ька an ein auf -х- (-ch-) auslautendes Wort, so entstanden die folgenden Deminutivsuffixe. Das Grundwort ist manchmal nicht erhalten, und sie treten oft nur als zusammengesetzte Suffixe auf. Vgl. Belić 187 ff. Die Deminutivbedeutung ist oft verloren gegangen, da sie von dem Vorhandensein des ihr zu Grunde liegenden Wortes abhängig ist (s. Belić 135 § 3). Oft besteht aber auch zwischen Grundform und Ableitung kein Bedeutungsunterschied. Замара́шка m. f. = замара́ха; лы́гашка m. f. Lügner; валя́шка f. Schlampe; m. f. Faulpelz; добыва́шка m. f. dial. Bettler; ободра́шка m. f. dial. Zerlumpter; чупа́шка m. f. = чупа́ха. Тетёшка f. liederliches Frauenzimmer. Das äußerst verbreitete, bei Nomina auf -и́ха entstandene und dann verallgemeinerte Suffix -и́шка ist deminuierend und nicht selten deteriorierend, doch werden damit auch Hypokoristika gebildet. Vgl. Belić 187. Beispiele aus Dostoevskij und Gogol’ für verschiedene Bedeutungsfärbungen bei Mandelstam aaO. 347. Брати́шка verächtl. Bruder (nach SRJ. Kosewort); купчи́шка ‘Koofmich’ (дрянной к.); лгуни́шка verächtl. Lügner, also ‘Lügenbold’; мальчи́шка m. Bengel (scherzh. oder herabsetzend); моти́шка Verschwender; портни́шка schlechter Schneider; ребяти́шки oft ohne besondere Bedeutungsfärbung = ребя́та; похвальби́шка 23) m. f., хвастуни́шка, бахвали́шка Prahlhans; солдати́шка schlechter Soldat; старичи́шка peior. alter Mann (дрянной ст.); полячи́шка, французи́шка usw. — Diesem zur Bildung von Feminina und Masculina dienenden Suffix wurde ein neutrales nachgebildet, -ишко: бухва́лишко deter. Prahlhans; жениши́шко m. demin. u. deter. Bräutigam, Freier; -ошка: миро́шка m. scherzh.-verächtl. Friedensrichter; облапо́шка m. f. = облапо́ха. Das Suffix -у́шка, -ю́шка ist zusammengesetzt aus -уха + -ька und bei Nomina auf -уха entstanden (vgl. Belić 185): вислу́шка f. = вислу́ха; говору́шка m. f. Schwätzer; грязну́шка f. = грязну́ха; подлю́шка f. = подлю́ха; -ушекъ wurde dazu fürs Maskulinum geschaffen: бра́ту́шекъ Bruder, Brüderchen; oft ironisch von den aus andern Ländern nach Rußland kommenden Slaven, namentlich von den Südslaven gesagt.

Die Suffixe -ашка, -ишка, -ушка werden häufig zur Bildung von Hypokoristika verwandt, da sie Deminutiva bilden. Hypokoristisch ist z. B. auch дура́шка Deteriorativbedeutung haben diese Deminutivsuffixe nur in einigen Fällen. Man braucht manche Bildungen auch in bedauerndem Tone: бѣдный старикашка. Кана́шка m. f. (von кана́лья) wird sowohl als Kosewort wie auch als Schimpfwort gebraucht.

3. Die Suffixe -ище und -ища.

Das Suffix -ище ist deteriorierend und amplifizierend. Vgl. Belić 150/1, 179, der die lautliche und die Bedeutungsentwicklung behandelt, und MVG. 274 ff. Богаты́ри́ще, богатырчище ampl. u. Schpfw. Riese, Held; верзи́лище m. ampl. großer, plumper Mensch, langer Tölpel; гляди́ще n. dial. Jemand, dessen man überdrüssig ist, »кто глаза мозолитъ«; дурачи́ще m. herabsetzend дура́къ Dummkopf; жениши́ще deter. жени́хъ; убо́ище n. dial. an Prügel Gewöhnter, Ungehorsamer коржа́вище m. häßlicher alter Mann (На бесѣдѣ сидитъ старый к.: старое одышливо, не добро не сдружливо! Volkslied, Archangel) чуди́ще, чу́до́вище n. Scheusal , Ungeheuer. Bei häufiger gebrauchten Wörtern ist die Deteriorativbedeutung oft schon verblaßt: vgl. дѣти́ще. Man sagt заброшенное д. und любимое д..

Das Suffix -ища ist gleichfalls deteriorierend und amplifizierend, oft nur deteriorierend. Es beruht auf Anlehnung an die Suffixe auf der Maskulina und Feminina -ушка, -ишка, -онька u. a. Vgl. Belić 180. Вдови́ща (Schpfw.) Witwe; ду́ри́ща f. Erznärrin (д. наби́тая); зло́би́ща m. f. böser, boshafter Mensch; лгуни́ща ampl. Lügenbold; коржа́вища, коржеви́ща m. f. häßlicher Mensch, Scheusal, besonders von alten Männern; лѣни́вища m. f. ampl. Faulpelz; лѣнтя́ища ds.; люти́ща m. f.= лютя́га; просты́нища m. f. dial. Dummerhafter; пуза́нища m. f. Dickwanst; уро́дища (Schpfw.) = уро́дъ. Das Suffix ist sehr verbreitet: ба́бища, бабни́ща usw.

4. Suffixe mit -р-, -л-, -н-.

-ура, -уря, -юра, -юря. Vgl. MVG. 93; Wolter 132; Belić 195; Vondrák SlGr. 433. Замазу́ра m. f. = замазу́ля; качу́ра m. f. langer Mensch; костю́ра »сквернословъ, кто коститъ« (BEW. 583); нѣмчура́ m. f. (auch coll. f.) verächtl. Deutscher; пендю́ра m. f. = пендёра; сону́ра, сону́ря = сонуля́; шату́ра m. f. Vagabund; -уръ wurde fürs Maskulinum zu -ура gebildet: дѣвчуръ Weibernarr, Schürzenjäger; лобу́ръ Griesgram, »кто глядитъ исподлобья«.

Das Suffix -ара in суха́ра dial. (Pskov) Magerer kann ein Augmentativsuffix sein, ebenso das Formans in бахо́ра, бахо́ря m. f. 24) Schwätzer (vgl. ба́харка, ба́хурка f. ds. und гуторить; BEW. 3G4; Pr. 172). Auch in мото́ра m. f. Verschwender kann das Formans steigernd sein. Um das zu entscheiden, muß man das Formans erst in allen Wörtern, wo es vorkommt, untersuchen. Etymologisch dunkel ist mir мухо́ря m. f. »растрепанный, непричосанный человѣкъ или дѣвка« (Въ гости гостьей пришла, а сама какъ м. Archang.), das jedenfalls zu мохна́, мохра́, мохо́рь zu stellen ist.

-у́ля, -ю́ля. Vgl. MVG. 112; Wolter 130; Belić 192; Vondrák SlGr. 439. Das Suffix ist allgemeinslavisch. Бабу́ля m. einem Weib ähnlicher Mann (zuweilen Schpfw.); дѣву́ля m. weibischer Mann, Verzärtelter. In anderer Bedeutung bei Boborykin Věstn. Evr. 1911, Märzheft S.21: ужъ эта высушенная д. просто заморозила меня! басу́ля m. f. Modenarr; грязну́ля m. f. Schmutzfink; дунду́ля m. f. langer Laban; замазу́ля m. f. ds.; поджиму́ля m. f. dial. Verschlossener, Listiger; подмазу́ля m. f. Schmeichler; помазу́ля Schmierer, schlechter Maler; свисту́ля m. f. Bummler usw.; f. liederliches Frauenzimmer; сдвигу́ля m. f. Unzuverlässiger usw.; сиду́(ю́)ля m. f. wer nicht gehen kann, Krüppel, Mensch ohne Füße usw.; сону́ля Schlafmütze, Langschläfer; сопу́ля m. f. Schnarcher; Schlafmütze, Faulpelz; сосю́ля m. f. übertr. Faulpelz (Вылѣзай, с. Turgenev, »Dym«, Bedeutung unsicher; vgl. Dahl s. v.); раздѣву́ля m. bartloser, einem Weibe ähnlicher Mann; Hermaphrodit; m. f. Maulaffe, Einfaltspinsel; расшапу́ля m. f. dial. Maulaffe (: щепа); хану́ля Bestechlicher, Erpresser, Plünderer; хому́ля m. f. dial. Maulaffe; Mürrischer, Griesgram.

Ob das Suffix -оля in den folgenden Bildungen ein Amplifikativsuffix ist, bleibe dahingestellt: запачко́ля m. f. Schmutzfink; драго́ля m. f. dial. Feigling; пачко́ля m. f. dial. Unreinlicher usw.: Sudler, schlechter Maler oder Schreiber; сусо́ля m. f. Trunkenbold; Unsauberer, Betrunkener usw.

-анъ (-янъ). Vgl. MVG. 124; Vondrák SlGr. 415. Das Suffix tritt an Nominal- und Verbalstämme und hat häufig dieselbe Bedeutung wie -ачъ. Wenn das Suffix Nomina agentis bildet, so bezeichnet es eine gesteigerte Handlungsart. База́нъ, базла́нъ Schreier, Großsprecher (База́новъ FN.); брыла́нъ, губа́нъ Dicklippiger; брюха́нъ Dickwanst; бурла́нъ Zänker, Unverträglicher, Schimpfer; буя́нъ Zänker; верста́нъ langer Laban; галда́нъ Schreier, Frechling usw.; голова́нъ Großkopf; горда́нъ Stolzer; горла́нъ Schreier; жестока́нъ Geizhals; Mitleidsloser; жига́нъ Spitzbube; зѣвла́нъ Schreier; интрига́нъ Intrigant; кошта́нъ (: коштъ, p. koszt) dial. »міроѣдъ, живущій на мірской коштъ, счотъ«; auch Schpfw.: Gauner, Betrüger usw. (s. Dahl 2, 469); мальчуга́нъ = мальчу́га; мужла́нъ = мужло́; Mannweib; облапа́нъ = облапа́й; плетуха́нъ Lügner, Aufschneider; плѣха́нъ Glatzkopf, Kahlkopf; политика́нъ Politikaster und критика́нъ Kritikaster fehlen bei Dahl; пуза́нъ Dickbauch, Dickwanst; рота́нъ Schreier; халуя́нъ »хамъ«; Ungebildeter usw.; чука́нъ dial. Stutzer; щелва́нъ Spötter. Dazu Feminina: база́нка, база́нья, голова́нья, мужла́нка Mannweib, критика́нша, пуза́нья usw.

-унъ (-юнъ). Vgl. MVG. 141; Belić 200/1; Vondrák SlGr. 423. Das Suffix ist sehr lebendig. Die meisten Ableitungen sind Nomina agentis und drücken eine gesteigerte Handlungsart aus. Daher entstand die Deteriorativbedeutung. Базу́нъ, бузу́нъ, бызу́нъ Händelsüchtiger; басу́нъ (: баса́) Geck, Stutzer; бздунъ pedens; бляду́нъ Hurer; болту́нъ Schwätzer; бормоту́нъ Brummbär; брезгу́нъ Mäkler, Kostverächter; бреху́нъ Lügner (BEW. 83; Pr. 45); броду́нъ ziellos Umherschlendernder; брюзгу́нъ, брюзготу́нъ = брюзга́; варзу́нъ = варза́; верезгу́нъ Schreihals (von Kindern); верту́нъ windiger, unbeständiger, unruhiger Mensch; ворку́нъ, воркоту́нъ, ворчу́нъ Brummbär; враку́нъ, врачу́нъ, врунъ, виру́нъ Lügner, Schwätzer, Betrüger; вяку́нъ = вя́кала; высу́нъ Stolzer, Hochmütiger; галду́нъ dial. Prozeßsüchtiger (Pr. 117); гвазду́нъ Schmierfink (Pr. 121); глазу́нъ müßiger Gaffer usw.; глохоту́нъ Vielfraß, Trunkenbold usw.; говору́нъ Schwätzer; гоготу́нъ Lacher, Schreier; горду́нъ Stolzer; грохоту́нъ laut Lachender; грызу́нъ Mürrischer, Zänkischer; гузу́нъ Saumseliger, Schüchterner, Unbeholfener usw. (BEW. 342; Pr. 1G8); долгу́нъ langer Mensch; драку́нъ, драчу́нъ Raufbold; дрязгу́нъ Zanksüchtiger; жабру́нъ gieriger Esser; жрунъ Vielfraß, Nimmersatt; зяпу́нъ Schreier; игру́нъ Mutwilliger; verächtl. Spaßmacher, Hanswurst; карабчу́нъ Dieb, Bestechlicher; кислу́нъ = кисля́й; копоту́нъ, копу́нъ Saumseliger, Langsamer; крику́нъ Schreier; ласу́нъ Näscher, Leckermaul; лгунъ Lügenbold; лебезу́нъ, лебезду́нъ dial. Leckermaul; лизу́нъ ds.; лысу́нъ Kahlkopf; лыту́нъ Mußiggänger; лявзу́нъ Schwätzer; ляпу́нъ Schmierer, Sudler, schlechter Maler überh. Stümper, Pfuscher (Ляпуно́въ FN.); мазу́нъ Schmierer, Sudler; мерещу́нъ Lügner; мигу́нъ Blinzler; Courmacher, Weiberfreund, Buhler; моргу́нъ Gaffer, Faulpelz; Weibernarr; мялянду́нъ Schreier; обаю́нъ »удалой льстецъ и плутъ« (обаю́мъ dial. Betrüger); облыгу́нъ Verleumder; объѣду́нъ Schmarotzer; ору́нъ Schreier; пчку́нъ Schmierfink; перду́нъ pedens; перевиру́нъ Lügner; питу́нъ Säufer; плеву́нъ wer viel spuckt; плету́нъ Lügner, Klatscher; ползу́нъ Kriecher; pl. Zeitungsreptilien; расщепу́нъ Gaffer; реву́нъ Brüller; рыгу́нъ Rülpser; рыку́нъ laut Schreiender, Brüller; свисту́нъ fader Weltmann, Nichtstuer; скиту́нъ Müßiggänger; слебу́нъ Leckermaul; сѣду́нъ Mensch ohne Füße, Stubenhocker; съѣду́нъ Streitsüchtiger; треску́нъ Vielfraß; трясу́нъ Knauser; Memme; тягу́нъ Prozeßsüchtiger; форсу́нъ Prahler, Stutzer usw.; фыкту́нъ dial. Weinerlicher; хазу́нъ Hochmütiger; хапу́нъ Erpresser, Bestechlicher; хвасту́нъ Großmaul, Prahler; хлопу́нъ Lügner, Großmaul; храбру́нъ Maulheld, Prahler; храпу́нъ Schnarcher; цапу́нъ Bestechlicher; чанжу́нъ fader Schwätzer; шалу́нъ Mutwilliger, loser Schelm, Strick, Wildfang; шату́нъ, шасту́нъ, шмыгу́нъ Müßiggänger, Vagabund; шепту́нъ Flüsternder, übertr. Klatscher, Zwischenträger usw. (Дьяки дворцовые Филиппъ да Анфиногенъ злые шептуны); ѣду́нъ Vielfraß. Auf dialektische Eigentümlichkeiten beziehen sich: егу́нъ, ягу́нъ wer, wie z. B. die Weißrussen, его, аго ego, ago und nicht evo, avo spricht; цоку́нъ, цука́нъ wer ц (c) statt ч (č) spricht, masuriert; щепку́нъ wer ще oder що statt что spricht. Dazu Feminina: басу́нья, болту́нья, враку́нья usw. Eine besondere Gruppe bilden die Nomina agentis von schallnachahmenden Verben wie гоготу́нъ, топту́нъ, хохоту́нъ usw.

In den letzten Jahren kam лету́нъ für Flieger, Aviatiker auf, in Zeitungen fand man das Wort oft, doch manchmal mit Anführungszeichen. Es hat sich nicht eingebürgert und ist jetzt fast verdrängt durch ле́тчикъ, weil die deteriorierende Bedeutung des Suffixes noch stark empfunden wird.

-ина 25). Vgl. MVG. 132ff.; Belić 150/1; Wolter 114—116; Vondrák SlGr. 419 ff. Баби́на altes grobes Weibsbild ist Augmentativum; балбе́сина m. = балбе́съ; вражи́на (Schpfw.) Teufel; unruhiges Kind; дуле́бина = дуле́бъ Dummkopf, Tropf, Tölpel; волчи́на m. f. »наглый и хитрый человѣкъ«; (f. Wolfsfleisch); гнильти́на, гниля́тина 26) (Schpfw.) schwächlicher, kränklicher, schlaffer Mensch; жа́дина́ m. f. Neider, Gieriger; кисля́тина Schlaffer, eigtl. Sauergewordenes, saures Zeug: это не вино, а какая то к.; охляби́на m. f. langer Tolpatsch; образи́на f. Fratze, häßliches Gesicht; остоло́пина = остоло́пъ großer plumper und dummer Mensch; промзгли́на Geizhals; пропади́на (Schpfw.) Aas; простина́ m. f. Einfältiger; рыхля́тина Schwächling, Hinfälliger; суда́рчина dial. Geliebte; сухону́трина dial. Schpfw.; уро́дина m. f. = уродъ Mißgeburt, Mißgestalt, Scheusal; убо́ина (Schpfw.) Aas.

Wie einige Fälle zeigen, ruft das Suffix zuweilen nur noch eine geringe Bedeutungsfärbung hervor. Unter den metaphorischen Schimpfwörtern wurden mehrere hierhergehörige Bildungen aufgeführt. Vgl. S. 334.

Mit -анъ und -унъ verbunden finden wir -ина in: пердуни́на m. Flegel, Lümmel; сорву́нина m. f. »нахалъ, сорвиголова«; стебу́нина m. f. dial. viel Geprügelter, Vielfraß; таскуни́на m. f. Leichtfuß; шата́нина m. f. Müßiggänger, -овина: мужико́вина m. ungeschliffener, grober Bauer, als f. auch coll.: Bauernhaufe; тесо́вина langer Mensch.

Das Suffix -щина ist aus dem Adjektivsuffix -ьskъ und ина zusammengesetzt. Армейщина m. iron. ungeschliffener Militär; дереве́нщина m. f. Bauernlümmel, grober, ungebildeter, ungeschliffener Mensch, Flegel. Mit diesem Suffix werden vor allem Kollektiva gebildet 27), ferner Abstrakta, denen deutsche Bildungen auf -tum oft entsprechen, usw. Auch армейщина ist als Femininum Kollektivum.

Das Suffix -ута (-юта) [-(i̭)uta] war im Urslavischen hauptsächlich adjektivisch. Vgl. MVG. 201, Belić 183. Плоху́та m. f. dial. »плохой человѣкъ«. Dunkel вархю́та m. f. Häßlicher; es gehört zu den Dahl 1, 413 unter вахла́къ (Pr. 68) verzeichneten Wörtern. Von Verben abgeleitet: плаку́та m. f. Greiner; реву́та m. f. dial, Schreier, Greiner; хлыпу́та m. f. dial. Weinerlicher, Heuler; шварку́та = шварёха; чваку́та m. f. wer unablässig bittet. Das Suffix ist selten.

B. Mit anderen Suffixen gebildete Schimpfwörter.

Suffix . Воръ Dieb; früher Betrüger, noch im 17. Jahrh. (Воръ Гриша Отрепьевъ; денежный в. Falschmünzer veralt. Pr. 98); глотъ Vielfraß, Säufer; дуле́бъ Dummkopf, Tropf, Tölpel (vgl. Perwolf A. 8, 9/10); эомъ (: жать, жму) Geizhals; и́звергъ Scheusal, Ungeheuer, Unmensch; мотъ (: метать) Verschwender; паха́лъ Frecher, Unverschämter (BEW. 395); огло́дъ Fresser, Schmarotzer; обло́мъ (Schpfw.) grober, plumper Mensch, Starrkopf usw. (Экой неучъ, о! Обло́мовъ F.N. So heißt der Held des bekannten Romans von Gončarov); auch Bezeichnung für den Teufel (Обломъ те обломи!); остоло́нъ großer, plumper und dummer Mensch; оглу́здъ Dummkopf (BEW. 309; großr. dial. (Südrußl.) глуздъ fehlt bei Berneker; Pr. 128); о́лухъ Einfältiger usw.; плутъ Schelm, Betrüger, Spitzbube (не душой худъ, а просто п.); трусъ (: трясти) Feigling; уродъ Mißgeburt, Mißgestalt, (körperlich wie auch moralisch), Scheusal; хазъ Grobian, Frechling; хлынъ dial. Betrüger, Frechling, Gauner, usw.); хрычъ Schpfw. für einen alten Mann; шатъ Müßiggänger, Vagabund.

Suffix . Vgl. Vondrak SlGr. 478. Блядь Hure; лынь m. f. Faulpelz usw.; не́годь Sittenloser; не́насыть m. f., не́сыть f. Nimmersatt; не́повороть m. f. Ungeschickter, Plumper, Langsamer (Эка н. какая, не зацѣпивъ въ двери не пролѣзетъ!); не́путь dial. Liederlicher; не́работь m. f. dial. Faulpelz , Arbeitsscheuer; нея́сыть Unersättlicher, Gieriger; при́шаль f. Einfaltspinsel; странь f. m. f. Sonderling, Taugenichts, Dummkopf. Wie in дрянь (s.S. 332), so liegt in рвань (zu рвать reißen) Abgerissener (Ахъ, ты р. коричневая; р. нагольная (Schpfw.) Nichtsnutz; р. пушечная (Schpfw.) Bettler, Zerlumpter (vgl. Dahl 3, 1662 s. v. рвань) ein Part, praet. pass. auf n vor (vgl. Vondrák SlGr. 481).

Suffixe -ай und -яй. Vgl, Vondrak SlGr. 405. Буслай dial. »неуклжій, мужиковатый человѣкъ. Отсюда и прозвище богатыря Васи́лія Бусла́ева, олицетворяющаго собою неугомонную и неукротимую новгородскую вольницу« SRJ. 1, 299; »разгульный мотъ, гуляка, разбитой малый (отъ бусъ); орл. оболтусъ, болванъ, неуклюжій мужиковатый члв.« Dahl 1,355, Dahl leitet das Wort von бусъ ab, doch hat бусъ mehrere Bedeutungen; долга́й langer Mensch; замота́й Verschwender; засусла́й, засусля́й Unsauberer; колупа́й Saumseliger, Langsamer; морга́й mit Allem Unzufriedener; налива́й Säufer; облапа́й »бранно: волокита; кто все лѣзетъ обниматься. Этотъ парнишка такой о., все у матери на шеѣ виснетъ« Dahl 2, 1520); облома́й grober Bauer, Plumper; обруга́й Schimpfer, Schandmaul, Lästermaul (auch Hundename); попрошай, alt попроша́тай zudringlich Bittender; похлѣба́й dial. »приходящій къ другимъ пообѣдать, но не благодарный за это«; прихлеба́й Parasit; промота́й, замота́й Verschwender (verpromotaien im baltischen Deutsch ‘verprassen’); раззѣва́й Gaffer; ра(з)стега́й, разстеьа́й Unordentlicher usw.; раз(з)ѣпа́й Schreier; растрепа́й unordentlich Gekleideter, Ungekämmter; растяпа́й Maulaffe usw.; расхапа́й Verschwender; розѣв(п)а́й Maulaffe, Unaufmerksamer usw.; сдерга́й wer seine Kleider schnell verträgt; схлеба́й, ухлеба́й Schmarotzer; холода́й Frostling, Fröstler; холопа́й (von холо́пъ) Schpfw. für Diener; хороша́й hübscher Mensch, Stutzer, Zieraffe; шабала́й Schwätzer, Bummler; шиба́й Raufbold, Krakeeler; шигарда́й Windbeutel, Bummler, Aus Fällen wie холопай, облапай wurde ein Suffix -пай erschlossen. Es liegt vor in: горлопа́й Schreier; шала(о)па́й, шелопа́й (: шалый, шальной usw.) »рослый несладный человѣкъ«; Bummler.

-яй (jajъ). Vgl. Vondrák SlGr. 405. Бездѣля́й Nichtstuer; вахля́й Grober, Ungeschliffener, nachlässiger, schlechter Arbeiter; висля́й Müßiggänger; вихля́й Faulpelz, Hopfenstange, Gaffer usw.; галя́й dial. Spötter; грод(е́)я́й Stolzer; гоя́й, гульта́й, гультя́й Müßiggänger, Bummler usw.; жердя́й (: жердь) langer und dummer Mensch (»По большей части такой высокій человѣкъ неуклюжъ, неловокъ, неповоротливъ, что́ называется на сѣверѣ жердяемъ и долгаемъ, а повсемѣстно верзилой и долговязымъ« Maksimov, Krylatyja slova); захухря́й, хухря́й (Schpfw.) Unsauberer, Ungekämmter; кисля́й Schlaffer usw.; лѣнтя́й Faulpelz; миня́й (mit Fragezeichen bei Dahl) dial. Hochmütiger; негодя́й Taugenichts; обвисля́й Maulaffe usw.; опехтя́(е́)й Vielfraß, Plumper; разгильдя́й Mehlsack, Maulaffe, Watschelnder, Unsauberer usw. (: разглядѣ́ть); растеря́й wer alles verliert; скупя́й, скупердя́й Geizhals; слиня́й, слюня́й Geifermaul; сусля́й Säufer. In гультя́(а́)й, лѣнтя́й, слю́нтяй (: слиня́й sd.) tritt -тяй als Suffix ein, in рехте́й: dial. Schlafmütze, Dummkopf -тей. Vgl. MVG, 82 ff. Die Bildungen auf -тай (wie попрошатай) sind alt.

Dazu Feminina: горлопайка, разгильдяйка, холопайка usw. Manche Bildungen sind Maskulina und Feminina : умывайка m. f. Geck; попрошайка m. f. = попроша́й.

-уй. Vgl. Vondrák SlGr. 407. Валу́й Fauler, Schlaffer, Maulaffe; обмежу́й (Schpfw.) Gauner, Betrüger; оболду́й, обалду́й (: болтать?) Lümmel, Flegel, Ungeschliffener, grober Bauer; сунду́й dial. (mit Fragezeichen bei Dahl) Schwerfälliger, Mehlsack (aus сунду́къ, worin man укъ als Formans empfand); ха(о)лу́й (Schpfw.) peior. Diener; Lakai, gemeine Sklavenseele (халуйка f.) ist aus холо́пъ gebildet. Eine neuere Bildung ist буржу́й Bourgeois, Philister, Spießbürger.

Vereinzelte Bildungen: вахлю́й grober, ungeschliffener Mensch; вихлю́й = вихля́й; опехтю́й = опехтя́й (: пехтать; s. A. 32, 627); -ей in коще́й magerer, abgezehrter Mensch (BEW. 583; Pr. 375). Неумо́й Schmutzfink.

Das Suffix . Vgl. Vondrák SlGr. 400; Wolter 35 ff. Unter den Substantiven mit а- Suffixen, die Personen beiderlei Geschlechts bezeichnen, bilden die formalen Schimpfwörter eine erdrückende Mehrheit. Es knüpft sich somit an dieses Suffix eine deteriorierende Bedeutung als Nebenbedeutung. Diese Bedeutung ist aber bei den Bildungen für Maskulina auf nichts Ursprüngliches. Man brauchte das Suffix , wie schon erwähnt, (s. I d Abstrakta, S. 334) von den Abstrakta ausgehend im Baltisch-Slavischen für Nomina agentis und Träger einer Eigenschaft. Vgl. Belić 153/4, Sobolevskij Lekcii po istorii russkago jazyka3 184, 255.

. Алю́са m. f. (graphisch für олю́са, s. лю́са) Schönschwätzer, Schürzenjäger, Schmeichler usw.; безобра́за m. f. häßlicher Mensch; брела́ m. f. wer Unsinn schwatzt, Faselhans; брезга́ m. f. Mäkler; бри́да m. f. Lästiger, Zudringlicher; бро́да m. f. Bummler; брозга́ m. f. Brummbär, Geizhals usw.; брюзга́ m. f. Brummbär, Murrkopf; взры́ва m. f. Jähzorniger, Hitzkopf; визга́ m. f. Schreihals; Greiner, Piepser usw.; ви́ра m. f. wer alles unordentlich umherwirft; вла́за m. f. Schmeichler; вы́жи́га »опытный въ плутняхъ; пройдоха« betrachtet SRJ. 1,618 als Metapherwort; галу́за m. f. Schelm, Schlingel; гмы́ра m. f. Griesgram; auch Schpfw.: Taugenichts usw.; гомоза́ m. f. Unruhiger; граба́зда, грабу́зда m. f. wer sich Fremdes aneignet; гры́мза m. f. alter Murrkopf; гу́за Saumseliger; Unzuverlässiger; гва́зда f. Schmierfink; дерева́ f. Grober, Ungebildeter; дрезга́ m. dial. Aufdringlicher; дрязга́ m. f. Zänkischer; егоза́ m. f. Unruhiger; Schmeichler; елоза́, елоса́ m. f. Unruhiger; Kriecher; Durchtriebener usw. (Елозамъ житьё, а правдѣ вытьё); ёма m. Wucherer; ёра m. Gauner, Weiberfreund usw.; f. dial. liederliches Frauenzimmer; ерга́ m. f. Unruhiger; ёрга, ёрза m. Kriecher usw.; Schürzenjäger; же́ма, жо́ма m. f. Geizhals; жо́ра m. f., обжо́ра, обжи́ра m. f., прожо́(и́)ра m. f. Fresser, Vielfraß; забо́лта m. f. Tagedieb; забрёха m. f. dial., зави́ра m. f. Lügner; зади́ра m. f. Händelsucher; зажи́га m. f. Anstifter, Heißsporn; заи́ка m. f. Stotterer, Stammler; заму́та Streitstifter, Klatscher; заплёва m. f. von allen Verachteter usw.; засу́сла m. f. Unsauberer; затро́га m. f. Händelsucher, Raufbold; зѣ́ва, зёва m. f., зёпа f. Schreier; зы́ка m. f. ds.; зы́за (vgl. p. zez, zyzek, zyzooki) Schielender; каледа́ m. f. zudringlich Bittender; карабча́ m. f. Dieb, Bestechlicher; клянча́ m. f. (: кля́нчить. Vgl. Pr. 321. Das Wort fehlt bei BEW. 515) zudringlich Bettelnder, dial. Feilscher; auch Vogelname; ко́па m. f. Langsamer; куёлда m. f. Zankbold, Zänker; куёдра Unruhiger; ламза m. f. Scharwenzler; лёга m. f. Faulpelz; ли́па m. f. Zudringlicher, klebriger Mensch; ло́па m. f. Vielfraß, Schwätzer, Lügner; лузга́ m. f. Bettler, Lästiger; лы́га m. f. Lügner; дя́да (: лядъ) m. f. Faulpelz, unnützer Mensch; лебеза́ m. f. Schöntuer, Schmeichler usw.; люса́ m. f. Gauner, Betrüger (: люси́ть, облюси́ть); ля́зга́ m. f. Flappermühle usw.; ля́мза m. f. Dieb; dunkel мичу́ра m. f. Griesgram, Brummbär, Wortkarger (Мичу́ринъ FN. Vielleicht das Formans -ура?); на́долба m. f. Schwätzer; наки́та m. f. Mürrischer; насту́па m. f. Raufbold usw.; насу́па m. f. Murrkopf, Griesgram; невзо́ра m. f. Unansehnlicher, Unschöner (Невзо́ровъ FN.); невы́волока m, f. Ungewandter, Saumseliger usw.; недви́га m. f. Gelähmter; недодви́га m. f. Schwerfälliger, Träger; недожо́ра m. f. Vielfraß; недовѣ́за m. f. Gaffer usw.; недоку́ка m. f. Ungeduldiger (vgl. BEW. 639; semasiologisch unklar); недомы́ка m. f. Einfaltspinsel; недотро́га m. f., недоты́ка m. f. Empfindlicher; некра́са m. f. Unschöner (Некра́совъ FN; vgl. краса́ f. Schönheit; hier liegt Übergang aus dem Abstraktum vor); неёла m. f. (aus finn. ei ole: s. SRJ. 2, 80 s. v. l. ёла) Ungeschickter; не́люда m. f. Menschenscheuer, Ungeselliger, Schweigsamer; ненажи́ра, ненажо́ра, ненаѣ́да m. f. Nimmersatt; неогля́да m. f. Unvorsichtiger; неотрёпа m. f. Ungekämmter, Unordentlicher; неповоро́та m. f. Langsamer, Ungeschickter usw.; непосѣ́да m. f. Unruhiger; непристу́па m. f. Rührmichnichtan; Unzugänglicher; непро́ка m. f. Taugenichts; неразжёва m. f. wer undeutlich spricht; неуго́да m. f. Mäkler, einer, dem man nichts recht machen kann; неулы́ба m. f. Finsterer, Mürrischer; неумы́ва m. f. Schmutzfink; неусту́па m. f. Unnachgiebiger; нечёса m. f. Ungekämmter; обви́ва m. f. Schmeichler; обдёра, обди́ра m. f. Beleidiger, Plünderer usw.; Bestechlicher; обжи́(о́)ра m. f. Vielfraß; обла́са m. f. Schmeichler; обли́за Schpfw. für einen Lakai; облоѣ́жа m. f. dial, Nimmersatt; облу́па Gauner, Betrüger usw.; облѣ́на m. f. dial. Faulpelz; облы́га m. f. Verleumder; обма́за f. dial. Beschmutzer; обо́рва m. f. Zerlumpter; объѣ́да m. f. Vielfraß, Schmarotzer; огры́за m. Grobian, bissiger Mensch; огу́да m. f. Spitzbube, Betrüger; оку́та m. f. ds.; оплёта ds.; Vielfraß; отя́па f. Ungeschliffener; m. dial. (Schpfw.) Teufel; охлёба Vielfraß, Gauner, Betrüger (Гляди въ оба: пришолъ о!); охрёпа m. schmutziger Zerlumpter; охря́па m. f. Gebrechlicher, Siecher; оцѣ́па m. f. dial. Galgenstrick, Schlingel; оша́ра m. f. Dieb, Bummler, Trunkenbold; Leichenfledderer (ахъ ты кабацкая о!); ощи́ра m. f. dial. Spötter; переви́ра m. f. Lügner; перемы́ва m. f. Klatscher; переспа́ m. f. Schlafmütze, Langschläfer; повѣ́са m. f. Galgenstrick, Schlingel; подла́за m. f. listiger Schmeichler, Kriecher; подла́са m. f. ds.; подли́за m. f. Tellerlecker, Leckermaul; dial. Schmeichler; in der Pennälersprache: Lecker, Streber; подма́за m. f. Schmeichler; подплёта m. f. Vielfraß; по́рва m. f. Zerlumpter; поскрёба m. f. dial. »дурной собою и нравомъ человѣкъ«; посту́па m. f. dial. Aufdringlicher; похму́ра, похмы́ра m. f. dial. Mürrischer; приви́ва m. f. Aufdringlicher; привѣ́са m. f. ds.; приди́ра m. f. Händelsucher (Съ придирою трудно бываетъ въ ладахъ жить); приви́ра m. f. Hinzulügender, Aufschneider, Prahler; прили́за m. f. wer glatt geleckte Haare trägt; dial. Naschhafter; прогу́ла m. f. Bummler, Trunkenbold; прожи́га m. f. durchtriebener Mensch; съ боку припёка (у) Aufdringlicher; Lästiger, fünftes Rad am Wagen, Fremder, Außenseiter; прожо́ра, прожи́ра m. f. Vielfraß; про́йда m. f. durchtriebener Mensch; eine analoge Bildung ist жмо́йда m . f. Knauser; проку́та m. f. Verschwender; прола́за m. f., проны́ра m. f. Schleicher, Ränkeschmied usw.; пролы́га m. f. Lügner, Betrüger; про́рва Vielfraß; Verschwender; простёга m. f. Durchtriebener usw.; пру́да m. f. Bettpisser; пу́ра m. f. ds.; пы́ра m. f. Maulaffe; разбры́ла, разгри́ба m. f. Dicklippiger, Greiner, Plärrer; растрёпа m. f. Zerzauster, Struwwelpeter usw.; растя́па m. Maulaffe; рёва m. f. Schreier; рёха m. f. dial. Schlafmütze, Dummkopf; ры́мза m, f., рю́ма m. f. Greiner; сдёра m. f. Betrüger; си́па́ m. f. (Schpfw.) Tölpel, Flegel; скула́ m. f. Knauser; (: скули́ть »скряжничать« usw. Vgl. Dahl 4, 232, Wolter 41. Dahl 4, 231 faßt das Wort als Metapher von скула́ ‘Backenknochen, Kiefer’ auf); со́па m. f. Schnarcher, Schnaufer; сты́ра m. f. Streitsüchtiger; сутя́га m. f. Prozeßhansel (Сутя́гинъ FN.); торо́па m. f. Hastiger, Eilfertiger; трёпа m. f. wer seine Kleider schnell verträgt; треска́ Schwätzer, Lügner; ты́рта Schwätzer; Streitstichtiger (dunkel; Тыртовъ FN.); ули́за m. f. Schmeichler; умо́ра m. dial. Geizhals; упи́ра m. f. Starrsinniger, Eigensinniger; у́рва m. f. frecher Schelm; уцѣ́па m. f. Zanksüchtiger; хло́па m. f. Lügner, Prahler; dial. wer von allen schlecht spricht; хлю́зда m. f., хлюздъ Gauner, Betrüger; хму́ра Mürrischer; хмы́ра, хны́ра m. f. Weinerlicher; хо́ма m. f. dial. Maulaffe; хро́ма m. f. Lahmer; ца́па m. f. Bestechlicher; цѣ́па m. f. Händelsucher, Raufbold; ши́га m. f. Erztaugenichts; шмы́га m. f. Bummler; шны́ра m. f. Durchtriebener, Spion, Klatscher usw.; щека́ m. f. Schwätzer; юла́ m. f., юра́ m. f. Unruhiger, Quecksilber.

Suffix -а, -я (-ja). Vgl. Wolter 88 ff. Зы́ря m. f. (Schpfw.) Säufer; ме́ля m. f. Schwätzer, Plappermühle; невѣ́жа m. f. Flegel, Unhöflicher usw. (s. über н. und невѣ́жда m. f. Dahl 2, 1321); му́мра, мы́мра m. f. Maulaffe; ню́ня m. f. Weinerlicher usw. (aus хню́ня dial. ds.); охме́тя m. f. dial. (Novgorod, Jarosl.) »ротозѣй, разиня, оплошный человѣкъ« (dunkel, wohl fremd). Wolter 89 macht lakonisch auf бахме́ть (s. Dahl 1, 140) aufmerksam, ohne sich über die Beziehungen beider Wörter zu äußern. Darf man an den Personennamen Ahmed denken? Von бахметъ Бахметьевъ FN.); опря́ня, опре́ня m. f. Geck) (О. щеголёкъ, подперся въ бочокъ! Опрянинъ FN.); просу́жа m. f. dial. Tadler, Bekrittler, Spötter; още́ря m. f. dial. Spötter; пу́здря (: пу́зо, daneben пу́зро, пу́здро́ Bauch, Wanst) dial. Dickwanst; расте́ря m. f. wer alles verliert; со́ня m. f. Schlafmütze, Langschläfer; су́сля m. f. wer langsam trinkt, schlürft; Trinker; сусо́ля m. f. ds.; dial. Unreinlicher, Betrunkener usw.; хмы́ря, хны́ря m. f. Weinerlicher; шмо́ня m. f. Bummler, Müßiggänger; шо́ня m. f. Maulaffe, Langsamer.

Eine interessante Kurzform ist не́пра (zu пря́ха 28) f. Spinnerin) f. schlechte oder faule Spinnerin; »неработящая женщина«; m. f. Faulpelz, Bummler (Эка ты парень ты н!); не́тря f. Rührmichnichtan, Empfindlicher (: трогать) ist eine analoge Bildung (oder Wortkürzung? Kurzform wozu?); у́пря m. f. Starrkopf ist Kurzform zum Adjektiv упря́мъ oder zu упря́мецъ, упря́мица.

-ея́. Vgl. Wolter 91 ff. Бурчея́ m. f., ворчея́ f. Brummbär; мелея́ »пустомеля« (Жена моя ни вязея, ни печея, а толчея и м.); ползея́ m. f. Kriecher; скурея́ (Schpfw.) liederliches Frauenzimmer; толчея́ m. f. Schwätzer.

Suffixe mit -г-, -к-, -х-, -с-, -ш-.

Suffix -га (-ьга). Vgl. Wolter 132; MVG. 280/1. Вязга́ m. f. Händel-, Prozeßsüchtiger; му́ньга m. f. Maulaffe, Faulpelz, Schlafmütze; пальга́ Linkhand, Linkischer; пустельга́, пустерга́ m. f. fader, leerer Mensch; пустольга́ m. dial. Untätiger; чиверга́ m. f. Eilfertiger; ши́верга m. f. Intrigant usw.; шульга́ m. f. Linkhand (Шульгинъ FN.).

-акъ, -якъ. Vgl. MVG. 240; Vondrák SlGr. 457 ff. Das Suffix hat mannigfache Funktionen: es bildet Nomina agentis, substantiviert Adjektiva und bildet Substantiva aus Substantiven. Бося́къ Barfüßiger, Strolch; бутря́къ (: бутро́ dicker Bauch) Dickwanst; возгря́къ wer sich nicht die Nase wischt; вольга́къ Bummler, Eigenmächtiger usw.; вольпа́къ Vagabund; дура́къ Tor, Dummkopf, Narr (Онъ кругомъ д.; д. дуракомъ; окончательный д.; отпѣтый д.; полный д.; всѣмъ дуракамъ д.; большой руки д.; невступно д.; д. съ замочкой; д. въ нагнетъ, въ притруску usw.); глупа́(я́)къ Dummkopf; кисля́къ = кисляй dial. Greiner; куля́къ Plumper, Unbeholfener; модя́къ Schwächling, Schlafmütze usw.; мусля́къ Geifermaul, Unreinlicher usw.; муся́къ, мусья́къ (Schpfw.) deter. Herr, Geck (aus мусье frz. monsieur); проста́(я́)къ Einfaltspinsel; пустерна́къ dial. fader, leerer Mensch; пошла́къ Fahrlässiger, Nachlässiger; крѣпа́къ dial. Leibeigener (mehr deter.); пошля́къ fader, trivialer, gemeiner Mensch usw.; рохля́къ Schlafmütze, Faulpelz usw.; си́пакъ (Schpfw.) Tölpel, Grobian usw. (Эдакой с., на ногу наступилъ); сопля́къ Rotznase; сѣря́къ »сѣрый мужичокъ« einfacher Arbeiter; тухля́къ Stinkender (Жиды тухляки: не цыбулей, такъ псиной несетъ!); чуда́къ Sonderling, Kauz; шиба́къ Raufbold; шелудя́къ (Schpfw.) Grindkopf (Пили, ѣли — кудрявчикомъ звали: попили, поѣли — пошай ш!); сусля́къ Maulaffe, Schlaffer; вахла́(я́)къ Plumper, Grober, Ungeschliffener; ѣда́къ Vielfraß.

Mehrere auf -ch, -s und auslautende polnische und böhmische Bildungen behandelt Brückner A. 29, 117/8. Er geht dabei von hypokoristischen Bildungen wie Stach, Staš von Stanisław usw. aus und meint, ein Suffix -ch, -s gäbe es nur bei rein mechanischer Abfertigung des Gegenstandes, es handle sich gar nicht um Auffindung von Suffixen, sondern um die Bestimmung der Worte, die vorbildlich wurden. Eingehender hat Brückner dann KZ. 43, 302 — 314 über dieses suffixale ch gehandelt unter Beibringung zahlreicher Beispiele, von denen übrigens die Kurzform plucha »Schmutzfink« zu plugawy »schmutzig» (aaO. 304) im Russischen nicht vorhanden ist. Gegen die meisten Deutungen Brückners ist nichts einzuwenden. Leider führt er keinen russischen Personennamen an, in dessen Kurzform ein suffixales, sekundäres ch vorläge. Mir ist ebenfalls kein solches russisches Hypokoristikum wie Stach oder Vach bekannt. Der folgenden Materialiensammlung kann natürlich der Vorwurf gemacht werden, sie sei z. T. »eine bloße Aufzählerei der ‘Bildungen’ nach Suffixen« (Brückner aaO. 118). Die Vollformen zu finden ist aber oft unmöglich, da sie verschollen sein können.

Suffix -хъ. Vgl. MVG. 286. Валя́хъ Faulpelz; ома́ряхъ dial. [Tomsk] (: *омаранный, vgl. обмара́ть) Schmutzfink; рата́хъ dial. [Tambov] (: ра́тай) Zankbold, Streitsüchtiger.

-ха. Es handelt sich meist um Verba der 4. und 5. Klasse. Ich setze daher nicht -аха und -иха, sondern -ха an. Vgl. MVG. 286 ff.; Wolter 145. Als Muster, die nachgeahmt wurden, können Bildungen wie Ваню́ха, Петру́ха genannt werden. Замара́ха m. f. Unreinlicher; брани́ха m. f. Schimpfer; валя́ха m. f. Faulpelz; вра́ха́ Lügnerin f.; зазна́ха m. f. Aufgeblasener, Stolzer; зачупа́ха, чупа́ха m. f. unreinlicher Mensch; безпоря́ха m. f. dial. [Sib.] (: безпорядный, безпорядочный) Unordentlicher; задери́ха, задири́ха m. f. Händelstifter; зѣ́ха m. f. dial. Maulaffe usw.; мани́ха m. f. Betrüger, Lügner; неря́ха m. f. (Brückner aaO. 305 verweist auf неря́дный) Unordentlicher, Unsauberer usw.; неспусти́ха m. f. Unnachgiebiger, Nachtragender, Rachsüchtiger; неумы́ха m. f. Schmutzfink; неуступи́ха m. f. Unnachgiebiger; нечува́ха m. f. Undankbarer, Ungehorsamer usw.; обдери́ха f. Zerlumpte; облущи́ха m. f. Abzwacker usw.; обмани́ха m. f. Betrüger; dunkel: оха́ха m. f. dial. »обира́ла«; растеря́(и́)ха m. f., теря́(и́)ха m. f. Unordentlicher, Unaufmerksamer, der alles verliert; спа́ха m. f., спи́ха m. f. wer viel schläft; ря́ха, ряди́ха f. Kleidernärrin (ря́ха kann Kurzform zu ряди́ха sein, aber auch aus неря́ха gebildet sein). Feminina sind: галда́ниха zu галда́нъ, гнѣваши́ха (zu гнѣвашъ) zum Zorn Geneigte, Hitzige. Hier haben wir ein Suffix -иха, das oft zur Bildung von Feminina aus Masculina dient. Vgl. MVG. 288. Solche Bildungen sind ferner: вори́ха f. Diebin; врали́ха f. Lügnerin; муслю́миха f. Geifermaul, Schlampe; труси́ха f. furchtsames Frauenzimmer (von Miklosich 286 mit Unrecht unter dem Suffix -ха [ha] aufgeführt); франти́ха, щеголи́ха f. Modedame, Modenärrin; черти́ха f. Teufelin, Hexe, böses Weib; шигарда́иха f. zu шигарда́й. Eine andere Funktion hat -иха in den oben aufgezählten Bildungen und in den Feminina: завари́ха f. zänkisches Weib; подбери́ха f. Diebin; прибери́ха f. Vielfraß. Von vielen Stämmen gibt es Ableitungen sowohl mit den Formantien -иха, -оха und -уха, als auch -иша, -оша und -уша.

Suffix -ёха. Vgl. MVG. 288. Die Ableitungen sind meist Feminina. Vorbildlich war die hypokoristische Bildung Алёха = Алексѣй. Бабёха verächtl. Weib; высёха f. Stolze, Hochmütige; гордёха f. Stolze; ласёха, ластёха m. f. Näscher, Schmeichler; мелёха m. f. Schwätzer (Алёха м.; нашъ м. занесъ мемелю 29)); пантёха m. f. Gaffer, Maulaffe; плёха f. Hure; пуздрёха m. f. Dickbauch, Dickwanst; растепёха m. f. dial. = растёпа; растерёха m, f. = расте́ра; скурёха f., шкурёха f. dial. sittenloses Weib; тетёха f. (Schpfw.) dickes grobes Frauenzimmer; шварёха f. zänkisches, böses Weib. Mit abweichender Betonung (Affektbetonung): спореха́ m. f. dial. Streitsüchtiger.

-оха. Vgl. MVG. 289; Wolter 146; Vondrák SlGr. 476. Es bildet fast nur Nomina agentis. Забиро́ха m. f. Raffer, Räuber, Plünderer; завиро́ха m. f. Lügner; заливо́ха, запиво́ха m. f. Trunkenbold; ласо́ха m. f. Naschhafter; набиво́ха m. f. Vielfraß; набиро́ха m. f. Habgieriger; наливо́ха m. f., обливо́ха m. f. Trunkenbold; облапо́ха m. f. Betrüger; объѣдо́ха m. f. Vielfraß, Schmarotzer; миро́ха m. (: мировой) scherzh.-verächtl. Friedensrichter; облѣно́ха m. f. Faulpelz; опиво́ха, опито́ха m. f. wer andere trunken macht; wer auf Kosten anderer trinkt; Trunkenbold; перевиро́ха m. f. Lügner; побиро́ха m. f. Bettler; подбиро́ха m. f. Dieb; попиво́ха m. f. Trinker; прибиро́ха m. f. = прибири́ла; припи́во́ха m. f. Nassauer, wer gern auf fremde Kosten trinkt; пройдо́ха m. f. Schlaufuchs, durchtriebener Mensch; пропиво́ха m. f. wer alles vertrinkt; распиво́ха m. f. Trinker; ряжо́ха f. Kleidernärrin; суво́ха f. Klatschbase; упиво́ха m. f. Trunkenbold; ѣдо́ха m. f. starker Esser; Unverträglicher usw.

-уха, -юха bildet Feminina zu Maskulina, Nomina agentis und substantiviert Adjektiva. Vgl. MVG. 290; Wolter 146; Vondrák SlGr. 477. Die meisten Bildungen sind Feminina. Nachgeahmt wurden Hypokoristika wie Ваню́ха, Петру́ха. Вислу́ха f. Müßiggängerin; вору́ха f. Diebin; вру́ха f. Lügnerin; грязну́ха m. f. Unreinlicher; дряню́ха m. f. Nichtswürdiger; забиру́ха = забиро́ха; завиру́ха f. Lügnerin; запиву́ха m. f. Trunkenbold; извиру́ха f. geschäftige, ungeschickte Hausfrau; кваку́ха dial. Greiner; крысу́ха f. (Schpfw.) böses Weib; недору́ха Empfindlicher, Rührmichnichtan; обжеру́ха m. f. Vielfraß; обиру́ха m. f. = обиро́ха; объѣ́духа m. f. = объѣ́до́ха; оплету́ха f. Vielfraß; пію́ха m. f. dial. Säufer; побиру́ха Bettler; подлю́ха f. liederliches Frauenzimmer; попиву́ха m. f. Trunkenbold; прибиру́ха f. Neidische, Vielfraß; привиру́ха f. = приви́ра; распросту́ха m. f. Einfältiger, Beschränkter; соплю́ха m. f. Rotznase; таску́ха f. Herumtreiberin; темну́ха finsteres, mürrisches Weib; тетю́ха f. = тетёха; трясу́ха m. f. Geizhals, Feigling; фыкту́ха dial. Weinerliche; швар(к)у́ха = шварёха; шлю́ха f. nachlässig, unsauber gekleidetes Weib; Dirne; шиыгу́ха f. Bummlerin; ѣду́ха f. zänkisches Weib. In корзу́ха (Корзу́хинъ FN.) von ко́рза (Schpfw.) Greisin liegt dagegen das Deminutivsuffix -уха vor. Vgl. Belić 184/5.

Hypokoristika sind: дрянну́ха (: дрянь), тошну́ха f. (тошный) »надоѣдливый, докучный милый человѣкъ« (meist von kleinen Kindern).

Daß mit -у́ха auch Abstrakta gebildet werden, wurde S. 336 schon erwähnt.

Vereinzelt erscheint das Suffix -ы́ха in бабалы́ха dial. unsauberes Frauenzimmer. Vgl. Vondrák SlGr. 478.

-ухъ, -юхъ. Vgl. MVG. 289. Бо́лтухъ Schwätzer; ину́хъ (: иной) Schpfw. für einen Fremden; кислу́хъ = кисля́й dial. Greiner; питу́хъ Säufer; свину́хъ, свиню́хъ (Schpfw.) Schweinekerl; терю́хъ Unverständiger, Einfältiger; пе́нтюхъ, пе́ндюхъ, перепе́нтюхъ, вы́пентюхъ Faulpelz; wer nur ißt und schläft usw. (etymol. dunkel; vielleicht Metapherwort пе́нд(т)юхъ dial. Magen); слебу́хъ Leckermaul.

-са. Vgl. MVG. 319; Wolter 149; Vondrák SlGr. 473. Валя́са m. f. Plumper; вара́кса m. f. schlechter Schreiber, Schmierer, Pfuscher; Schwätzer; во́юкса m. f. Greiner; дра́кса m. f. Raufbold; ко́пса m. f. Schmutzfink; кри́кса m. f. Schreier, Schreihals (von Kindern); ку́кса m. f. (: кука Faust; BEW, 639) Mensch mit fingerloser Hand; лу́пса m. f. Schmutzfink, Schlampe; пла́кса m. f. Greiner, weinerliches Kind; хны́кса m. f. ds.; Bettler.

-асъ. Vgl. MVG. 320; Vondrák SlGr. 474. Криванда́съ (Schpfw.) Schielender; Einäugiger; Lahmer; дуранда́съ scherzh. Dummkopf; лѣнга́съ, лѣньга́съ Faulpelz.

-усъ. Vgl. MVG. 327; Vondrák SlGr. 476. Das im Polnischen recht häufige Suffix -us (vgl. Benni, Beiträge zur polnischen Wortbildung, Lpz. 1905, S. 40) begegnet im Russischen nur sehr selten. Бо́лтусъ Lügner, Schwätzer (neben бо́лтухъ ds., also eine ch-, s-Doublette; vgl. Brückner KZ. 42, 369 Anmerk.); обо́лтусъ, або́лтусъ Schlingel, Faulpelz (aus der Sprache der Seminaristen, also eine Latinisierung); ра́бусъ verächtl. oder scherzh. Diener, Lakai; сви́нтусъ (Schpfw.) Schweinekerl. In dem von Belić 205 verzeichneten па́хтусъ »комъ масла, спахтаннаго въ одинъ пріемъ« (vgl. Dahl 3,61) vermute ich nicht lateinischen Ursprung, wie Belić annimmt, sondern anderen Ursprung. Dahl teilt über die Verbreitung des Wortes allerdings nichts mit, па́хтать aber ist dial. (Archang.), ebenso па́хтанина, па́хтаница (ebda.). In пахтусъ kann -усъ aus einer finnischen Sprache gelangt sein. Lehnwörter sind nämlich пе́кусъ, пе́ндусъ, пе́нусъ — alle drei nur im Gouvern. Archangel bekannt; aus ihnen wurde ein Suffix -усъ erschlossen, das in пахтусъ vorliegt. -усья: слѣпу́сья (Scherzw. u. Schimpfw.) Blinde.

-ша. Vgl. MVG. 341; Wolter 147; Vondrák SlGr. 474. Вара́кша = вара́кса; ква́кша dial. Schreierin; кво́шка m. f. dial. Brummbär; комша́ m. Raufbold; лѣвша́ m. f. Linkshändiger (Лѣвшинъ FN.); пакша́ m. f., опа́кша ds.; Linkischer, Ungeschickter; сонша́, со́ньша m. f. dial. Langschläfer, Schlafmütze; тараща́ m. f. dial. Schwätzer; ша́мша m. f. wer lispelnd spricht wie ein altes Weib; Saumseliger usw. (Шамшевъ, Шамшинъ FN.). Die Feminina auf -ша wie докторша, генеральша sind nicht von Hause aus deutsche, speziell niederdeutsche Bildungen (gegen Trautmann GGA. 1911, 251), denn weit älter als diese jungen Bildungen sind Feminina wie атама́нша, велика́нша, властели́нша usw., urrussische Bildungen. Keineswegs tritt -ша »zunächst« in so jungen Fremdwörtern auf, wie es die oben genannten sind.

-ашъ. Vgl. MVG. 343; Vondrák SlGr. 475. Бурна́шъ Zänker, Unverträglicher, Unruhiger; гнѣва́шъ Jähzorniger, Hitzkopf (Гнѣва́шъ alter FN., Гнѣвашо́въ FN.); лѣва́шъ Linkshändiger; торга́шъ Krämer zeigt deutlich die Deteriorativbedeutung des Suffixes.

-иша. Vgl. MVG. 341; Vondrák SlGr. 476. Плакси́ша f. dial. Greinerin; порви́ша m. f. Zerlumpter; прибери́ша dial. Vielfraß; придери́ша m. f. dial. Zerlumpter; »кто придерается ко всякому слову«; растери́ша m. f. = растери́ха; растрепи́ша m. f. Ungekämmter, unordentlich Gekleideter, Zerlumpter; обдери́ша m. f. = обдери́ха.

Eigennamen wie Плато́ша zu Платонъ, Свято́ша zu Свя́тославъ haben Bildungen hervorgerufen wie обиро́ша m. f. = обиро́(у́)ха; стоно́ша (: стона́ть) m. f. Wehleidiger, Weinerlicher usw.; свято́ша m. f. Scheinheiliger, Heuchler, Frömmler usw. hat seine ursprüngliche Bedeutung ,homo sanctus‘ verloren. Eine Bildung aus neuester Zeit ist япо́ша, япо́шка verächtl. Japaner.

-уша, -юша. Vgl. MVG. 345; Wolter 147; Belić 186; Vondrák SlGr. 477. Баву́ша m. f. Saumseliger; безмозгу́ша m. f. Dummkopf; брезгу́ша m. f. Mäkler, Kostverächter; вара́куша Lügner, Aufschneider (: вара́кать) wurde als Vogelname unter den metaphorischen Schimpfwörtern S. 329 aufgeführt; верезгу́ша m. f. weinerliches Kind, Schreihals; верту́ша f. Unruhige, Unbeständige; вихлю́ша m. f. Unzuverlässiger, Veränderlicher; гнилу́ша m. f. Träger, Schwächling; грязну́ша m. f. = грязну́ха; дику́ша m. f. Beschränkter; Sonderling, Kauz; дря(е)згу́ша m. f. Zanksüchtiger; жадну́ша m. f. Neidischer, Habsüchtiger; забиру́ша m. f. = забиру́ха; каля́куша m. f. Schwätzer (Pr. 288); кваку́ша dial. plärrendes Kind; крику́ша m. f. Schreier; лыту́ша m. f. Arbeitsscheuer, Bummler (milder als лытай, лытала, лыталь, лытяга, лытунъ, лытень); люту́ша f. Grimmige; мертву́ша f. geistig totes Frauenzimmer; наглу́ша m. f. Frechling; обдѣлу́ша m. f. wer andere übervorteilt, bei Geschäften betrügt; обмару́ша m. f. Unsauberer; ознобу́ша m. f. Fröstling; остегу́ша m. f. unordentlich, nachlässig Gekleideter; помыку́ша m. f. Vagabund, Bettler; потягу́ша m. f. Faulpelz; похвалу́ша m. f. Prahlhans; привиру́ша m. f. Aufschneider, Hinzulügender; пью́ша Säufer; распросту́ша m. f. = распросту́ха; реву́ша m. f. Schreier, Greiner; свару́ша m. f. Streitsüchtiger; сдвигу́ша m. f. Unzuverlässiger usw.; соплю́ша m. f. = соплю́ха; таску́ша m. f. = таску́ха; толку́ша m. f. geschäftiger Müßiggänger; тягу́ша m. f. Streitsüchtiger; тыры́куша m. f. dial. Schwätzer; Zankbold; хапу́ша m. f. Bestechlicher, Erpresser usw.; хвосту́ша f. Klatscherin; чину́ша m. verächtl. Beamter; шварку́ша f. = шварку́ха. Auch Hypokoristika werden mit -уша gebildet: раду́ша, раздобру́ша usw. Die hier gesammelten Bildungen sind zum größten Teil milde Ausdrücke.

-ышъ. Vgl. MVG. 345/6; Vondrák SlGr. 478. Die mit diesem Suffix gebildeten Nomina sind meist Ableitungen von Verben und Adjektiven. Die deteriorierende Bedeutung ist zuweilen abgeschwächt. So ist глупы́шъ Dummkopf ein etwas milderer Ausdruck als глупе́цъ (SRJ. 1, 819). Ebenso wird плуты́шъ mehr in scherzhaftem Sinne gebraucht. Дуды́шъ Trunkenbold; ду́тышъ Eingebildeter; зарёвышъ Weinerlicher; зама́рышъ Schmutzfink; крѣпы́шъ Geizhals; лю́тышъ Grausamer, Wüterich; наглы́шъ, наглы́шка m. f. Frechling; наду́тышъ Hochmütiger; недоу́мышъ Dummerhafter, Schwachsinniger; немы́тышъ Schmutzfink; обма́рышъ Schmutzfink; обмѣ́нышъ, обмёнышъ deter. untergeschobenes Kind, Findling, uneheliches Kind; обо́рвышъ Zerlumpter; озно́бышъ Fröstling; оплёвышъ von allen Verachteter; перева́лышъ Watschelnder; плуты́шъ mehr scherzh. Schelm, kluges munteres Kind; пригу́лышъ Bankert; просты́шъ Beschränkter; пусты́шъ fader Mensch; растрёпышъ Struwwelpeter; unsauber Gekleideter; сколо́тышъ (Schpfw.) uneheliches Kind; слѣпы́шъ Blinder (Schpfw., doch auch scherzh.); тёртышъ durchtriebener, geriebener Bursche; тупы́шъ Dummkopf; чва́нышъ Hochnasiger.

Suffixe mit -л-, -н-.

-ль. Vgl.MVG. 105. Vondrák SlGr. 437 ff. Die Scheidung zwischen -аль und -ль ist oft unsicher. Враль m. Lügner (f. вра́лья); ма́халь m. Windbeutel; пе́хтиль dial. m. Schwerfälliger; ревѣ́ль dial. indekl. Greiner; спа́лья f. Schlafmütze, eine, die viel schläft; стро́галь (bei Dahl mit Fragezeichen) »плутъ на всѣ руки«; ха́паль m. Dieb.

-ель: кисе́ль m. »человѣкъ хилый и вялый«; dial. Greiner; отя́бель m. dial. Frechling usw.; сви́стель Müßiggänger, Faulpelz; сорве́ль m. dial. »нахалъ, сорвиголова«; урве́ль m. f. wer etw. mit Gewalt an sich zu nehmen sucht; хвасте́ль m. Prahler; цапе́ль Raufbold. -еля: растепе́ля m. f. dial. = растёпа.

Das Suffix -ла bildet Nomina agentis. Vgl. MVG. 203; Wolter 127 ff.; Vondrák SlGr. 437. Es ist sehr stark vertreten. Der vorhergehende Vokal ist meist i oder a, da hier die Verba der vierten und fünften Klasse vorherrschend sind. Das Suffix -ло kommt seltener vor 30). Die Schreibung der Endung schwankt oft in den Wörterbüchern, ebenso die Angaben über das Genus mancher Ableitungen. Die Deteriorativbedeutung erhält das Suffix meist wie viele andere im Zusammenhang mit der Wurzelbedeutung der Ableitungen 31).

Ба́згала Galgenstrick usw.; бажи́ла m. f. aufdringlicher, lästiger Bettler; баска́ла Geck; бубни́ла m. f. lästiger Schwätzer, Neuigkeitskrämer; бу́ри́ла m. f. Bettpisser (Schpfw. für ein Kind; дитя бурится; vgl. пу́рить); бурли́ла Zänker, Unverträglicher usw.; броди́ла m. f. Vagabund; бу́ркало, бу́ркалило n. Brummbär; вала́ндала m. f. Saumseliger, Langsamer; верзи́ла m. f. großer plumper Mensch (dunkel; Pr. 75); волочи́ла m. Taschendieb; вра́ла, вра́кала Lügner; вя́кала m. f. Stammler, Stotterer, langsam Sprechender, Schwätzer usw.; галди́ла m. f. zänkischer Schreier; гвозди́ла m. Raufbold; глоти́ла m. f. gierig Schluckender, Säufer, Vielfraß usw.; граба́стала m. f. Plünderer, Räuber; громи́ла m. f. Räuber, Zerstörer, Plünderer; гуда́ла m. Spitzbube, Betrüger; дожива́ла m. Bummler, Verschwender; дры́хала m. f. Schlafmütze, Faulpelz; дуба́сило m. f. Raufbold; ду́дала Trunkenbold; жерди́ла(о) m. langer und dünner Mensch; жури́ла m. f. Brummbär; заби́рала m. Raffer, Räuber; забыва́ла m. f. Vergeßlicher; завира́ла m., залыга́ла m. f. Lügner; зашиба́ла m. Trunkenbold; зепа́ла m. f., зѣ́пало n. Schreier; зубри́ла m. f., зубри́ло m. wer büffelt, ochst; зѣва́ла m. f. Schreier; Gaffer; зы́бала m. f. langer Mensch, Bohnenstange; кача́ла m. Bummler, Schmorfink, Trunkenbold usw.; клепа́ла m. f. Verleumder; клю́кала, кулика́ла m. f. Trunkenbold; кокши́ла m. Raufbold; колыба́ла m. f. Unentschlossener, Wankelmütiger; кружа́ла m. f., кружи́ла m. f. Trunkenbold, Bummler; кути́ла m. f. Wüstling, Säufer; ла(о)ка́ла m. f. dial. Schpfw. für einen Lakai (Dahl 2,605, 682); лета́ла m. f. Herumtreiber; лока́ла m. f. »пьянюшка; охочій до чужихъ обѣдовъ« usw.; лака́ло m. dial. Undankbarer; луди́ла m. Raufbold; лупи́ла m. f. = лупа́чъ; лыня́ла m, f. Faulpelz, Arbeitsscheuer; лѣпи́ла schlechter Bildhauer, Modellierer; ля́взала m. Schwätzer; мани́ла m. f. (Мани́ловъ FN. in Gogol's »Mertv. duši«), обмани́ла m. f., ману́йла m. f. Betrüger; мара́ла m. f. Schmierer, Sudler; маха́ло m. f. Weibernarr; мота́ла m. f. Verschwender; мя́ла m. f. Vielfraß; надува́ла m. f. Betrüger, Preller; нѣ́кала m. f. wer immer nein sagt; облира́ла m. f. = обдёра; обира́ла m. f. ds.; обжира́ла m. f. Vielfraß; объѣда́ла m. f. ds., Schmarotzer; облупа́ла Gauner, Betrüger usw.; облыга́ла m. f. Verleumder; обрыва́ла m. f. Bestechlicher; огиба́ла Schmeichler, Halunke usw.; огуда́ла m. f. = гуда́ла; огуря́ла m. f. Faulpelz usw.; окуна́ла m. f. Spitzbube, Betrüger; окута́ла m. f. ds.; опека́ла m. f. Gauner, Betrüger; опива́ла Trunkenbold; оплета́ла m. f. Betrüger; Vielfraß; ора́ла m. f. Schreier; осмѣха́ла m. f. Spottmaul; ососа́ла m. dial. Gauner, Betrüger; ошука́ла m. ds.; па́чкала m. f. Schmierfink, Sudler, schlechter Maler, Scribent; перевира́ла m. f. Lügner; плетюха́ло m. dial. Schwätzer, Lügner; подбира́ла m. f. Dieb; подгуда́ла m. f. Spötter; поддѣва́ла m. f. Schelm, Betrüger, Spitzbube; подлипа́ла m. f. Schmeichler, Weibernarr; помази́ла m. f. Sudler, Schmierer, schlechter Maler; прибира́ла m. f. wer sich Fremdes aneignet; прижима́ла m. f., прижима́ло Bedrücker; прилипа́ла m. f. Zudringlicher, Klebriger; прилыга́ла m. f. Aufschneider; припека́ла m. f. (Schpfw.) Verschlagener und Schadenfroher; пристава́ла m. f. Aufdringlicher; прихлеба́ла m. f. Parasit; прожива́ла m. f. Verschwender; пропива́ла m. f. wer alles vertrinkt; прохля́ла m. f. dial. Gauner, Durchtriebener; пу́тала m. f. Konfusionsrat, wer unklare Reden führt; пуши́ла m. f. Schelter, Schimpfer; разга́йла m. f. Schreier; распива́ла m. f. Trinker; руга́ла m. f. Schimpfer; снова́ла m. f. Müßiggänger; спо́рила m. f. Streitlustiger, wer gern widerspricht; та́кала m. f. Jaherr, Jabruder; тормози́ла m. f. Hemmschuh, iron. ‘Hilfsbremser’; торопи́ла m. f. wer zur Eile antreibt, »погоня́ла«; труни́ла m. f. Spötter, Fopper; фы́кала m. f. Weinerlicher; хапа́йла m. Bestechlicher, Erpresser; ца́па́ла m. f. Bestechlicher, Dieb; цо́кала, цаво́кала m. wer ц statt ч spricht; чва́кала m. f. wer beim Essen schmatzt; wer ч statt ц spricht; чемези́ла Knauser; шата́(и́)ла m. f. Müßiggänger; шля́ла m. f. ds.; шибайла m. (= шиба́й) Raufbold; шуми́ла m. f. Lärmer, Schreier; юри́ла m. f. Unruhiger, Ungeduldiger; яга́йла Schreier, Schimpfer; я́кала m. f. wer nur von sich spricht. Manchmal ist -щикъ mit dem Suffix verknüpft : привира́льщикъ.

-ло: пе́хтило dial. Schwerfälliger; мужло́ m. grober Bauer, plumper Bursche, Flegel; dial. großer Mann (hier also amplifizierend); базло́ m. f. Schreier; пёрло wer viel ißt; трепло́ unordentlich Gekleideter.

-нь. Vgl. Vondrák SlGr. 480. По́рвань f. Zerlumpte zu порвать, hier liegt ein Part. prät. pass. auf n vor, so daß es sich eigentlich um das Suffix handelt, vgl. Vondrák aaO. 481; про́рвань m. f. dial. wer stinkt; у́рвань m. f. wer etwas mit Gewalt wegzunehmen sucht.

Des Suffix -ень bildet Masculina, viele von ihnen sind Nomina agentis. Vgl. Vondrák SlGr. 489. Ба́бень Weibernarr; бо́лтень Schwätzer; бре́день Lügner; бро́день Vagabund; бу́хвостень Klatscher, Zwischenträger; гло́тень dial. frecher Mensch, Raufbold; дре́бездень Greiner, zudringlich Bittender; ду́рень Dummkopf; за́болтень dial. Tagedieb; за́валень Faulpelz, Schmierfink; злы́день Müßiggänger, Taugenichts; до́лбень Dummkopf, Tölpel (BEW. 250); на́долбень ds.; ки́че́нь (: кичиться, кика; s. Pr. 306) Stolzer, Eingebildeter; ко́бень Halsstarriger usw. (dunkel; s. BEW. 532, Pr. 325); ле́жень Faulpelz; лука́ве́нь = лука́вецъ; лы́тень Müßiggänger, Arbeitsscheuer; на́ползень Schpfw. für einen Übersiedler; не́поворо́тень Tolpatsch, Ungeschickter usw.; неу́воротень Plumper, Unbeholfener; о́бдерень Zerlumpter; о́бмазень Unreinlicher; о́голтень (Schpfw.) Mutwilliger, Galgenstrick usw.; о́колотень Herabgekommener, Verarmter; остолбень Maulaffe, Dummkopf; по́ходень Unruhiger; по́хотень dial. uneheliches Kind; по́ползень Kriecher usw. (Полна изба поползней, а работникъ одинъ. Прямику одна дорога, поползню десять. Не все наѣздникомъ, ино и поползнемъ); при́колотень hergelaufener Mensch, zudringlich Bittender; при́валень Faulenzer usw.; f. dial. liederliches Frauenzimmer; при́лавень Faulpelz; при́лазень Schmeichler; при́пертень Bedrücker, Beleidiger; при́хвостень ewiger Begleiter, Schwanz, Scharwenzler, diensteifriger Verehrer (Записался въ прихвостни, такъ впередъ не забѣгай); прихире́нь wer sich kränklich stellt, Faulpelz; Heuchler; ро́звалень, развале́нь Faulpelz; Mensch mit plumpem, langsamen Gang; ро́зѣвень Gaffer, Faulpelz usw.; сви́стень Müßiggänger usw.; сло́пе́нь, о́слопень Dummkopf, Galgenstrick usw.; слѣ́пень (Schpfw. u. scherzh.) Blinder; сма́зень Geck; wer sich parfümiert, schminkt usw.; сове́нь wer sich in alles mengt; спе́сень dial. Hochmütiger; спле́тень Klatscher; стерве́нь Tollkopf, Erzraufbold usw.; сто́лпень Dummkopf, Tölpel; сту́день Fröstling; сѣ́день, си́день, сѣ́жень Stubenhocker; Gelähmter, Mensch ohne Füße usw.; те́мень dummer Mensch; у́рвень frecher Schelm; у́хабень Ungeschickter, Schwerfälliger; у́хвостень = при́хвостень Schmeichler; шерша́вень Struwwelpeter. Die Betonung schwankt, da oft Affektbetonung den Akzent auf die letzte Silbe verschiebt.

-у́ня, -ю́ня. Vgl. Belić 201. Vorbildlich waren Fälle wie дѣву́ня, wo das Deminutivsuffix -у́ня vorliegt, das hier Deteriorativbedeutung hat. Баку́ня (:ба́кать) m. f. Schwätzer (Баку́нинъ FN.); дѣву́ня f. alte Jungfer; weibischer, verzärtelter Mann; Hermaphrodit; криву́ня m. f. Schielender; Lahmer; стою́ня m. f. dial. apathischer Mensch (Стою́нинъ FN.); шлю́ня f. unordentlich Gekleidete, Unsaubere.

-еня: глупе́ня m. f. Tor; буте́ня m. f. Dickwanst; касте́ня (Schpfw.) unreinliches Kind (: ка[о]сти́ть schmähen, schimpfen; beschmutzen, »испражняться«); куле́ня m. f. dial. dicker Mensch (BEW.G42); расхлебе́ня m. f. dial. Unordentlicher usw.; подмазе́ня m. f. Schmeichler. Das Deminutivsuffix -еня́ liegt in чертеня́ (Schpfw.) Teufel vor (vgl. Belić 168).

-ёна. Vgl. MVG. 126/7. Басёна Modenarr; вислёна f. Tagediebin, liederliches Frauenzimmer; грязёна m. f. Unreinlicher; гулёна m. f. Müßiggänger, Trunkenbold; дряхлёна m. f. peior. Altersschwacher, Hinfälliger (дряхле́цъ ist milder); лютёна f. Grausame, Grimmige; кислёна m. f. = кисля́й; ласёна, ластёна m. f. Schmeichler, Schmeichelkatze; сластёна m. f. Leckermaul. Ich vermute, daß dieses Suffix aus einem Taufnamen wie etwa Матрёна erschlossen wurde.

-онь: супо́нь m. f. Mürrischer (von супъ ein Raubvogel; s. Dahl 4, 637).

-о́ня. Vgl. MVG. 140/1; Belić 172. Брюхо́ня m. f. Vielfraß; бухо́ня Dickwanst; дрыхо́ня m. f. dial. Schlafmütze, Faulpelz; дѣво́ня Mannweib; махо́ня m. f. »кто дѣлаетъ все на махъ, на-авось, какъ ни попало«; насупо́ня m. f. Zorniger, Mürrischer usw.; охо́ня m. f. Ach- and Wehschreier; охохо́ня m. f. Heuchler, Scheinheiliger; слѣпо́ня m. f. Blinder (Schpfw. oder scherzh.); супо́ня m. f. = супо́нь; фуфо́ня m. f. dial. Geck; хохо́ня m. f. ds.; хлабо́ня f. dial. »праздная женщина«; шмо́ня m. f. Müßiggänger. Andere Beispiele bei Belić aaO.

-ы́ня: бобы́ня m. f. Aufgeblasener, Stolzer, Hochmütiger; гузы́ня m. f. mürrischer Trotzkopf, Greiner; долы́ня m. f. dial. großer unschön gewachsener Mensch; несклады́ня m. f. Häßlicher, Plumper; носы́ня m. f. wer die Nase hängen läßt, Griesgram; косы́ня m. f. Schielender; распросты́ня m. f. »глуповатый, но добрякъ«; просты́ня m. f. dial. Einfältiger; тесы́ня f. Bohnenstange. Auch Hypokoristika werden mit dem Suffix gebildet: раздобры́ня. Vgl. den altrussischen Personennamen Добры́ня.

Suffixe mit -ц- und -ч-.

-ецъ. Vgl. MVG. 306; Vondrák SlGr. 466. Das Suffix substantiviert Partizipia, Adjektiva und Vierbaladjektiva, bildet Nomina agentis und ist zuweilen mit dem Suffix -унъ verbunden. Unter den Adjektiva finden sich solche, die mit den Suffixen -avo- und -ivo- (vgl. Vondrák SlGr. 409 ff.) gebildet sind. Безу́мецъ Tor, Unvernünftiger; брехуне́цъ verächtl. Advokat; возгри́вецъ = возгри́викъ; глупе́цъ Dummkopf; вши́вецъ (Schpfw.) Unreinlicher, Schmierfink (вши́вица f.); горде́цъ Stolzer, Hochmütiger; дѣле́цъ wer seine Sache versteht, Rechtskundiger; oft deter. Macher, Faiseur (Опытные въ канцелярской волокитѣ дѣльцы. Дѣльцы Titel eines Romans von Boborykin); дряле́цъ Gebrechlicher, Hinfälliger, Mummelgreis; еме́цъ Käuflicher, Bestechlicher; лжецъ Lügner; лжи́вецъ Verlogener; льстецъ Schmeichler; лѣни́вецъ Faulpelz; мерза́вецъ Schurke; нагле́цъ Frechling; облиза́нецъ Schpfw. für einen Lakai; Stutzer; ободра́нецъ, оборва́нецъ Zerlumpter; парши́вецъ (Schpfw.) Grindkopf; плюга́вецъ abscheulicher, ekelhafter Mensch; подле́цъ Schuft, Lump, Ehrloser; проходи́мецъ Spitzbube; прошле́цъ Durchtriebener, Schlaufuchs; сварли́вецъ Zänkischer usw.; сопли́вецъ Rotznase; скупе́цъ Knauser; сорване́цъ, урване́цъ mutwilliger Frechling, frecher Schelm usw.; спеси́вецъ Hochmütiger; тягле́цъ, тягуне́цъ Betrüger, Spitzbube, Taschendieb. Deminuierend in: юне́цъ manchmal deter. Bursche, Bürschchen; плуте́цъ mehr scherzh. Schelm usw.

Das Suffix -ица (vgl. MVG. 293; Vondrák SlGr. 461 ff.) dient zur Substantivierung von Partizipien (пья́ница m. f. Trinker) und bildet Feminina zu den Nomina auf -икъ: бездѣ́льница; безу́мница.

-ачъ. Die Scheidung zwischen -чъ und -ачъ ist oft unsicher. Vgl. MVG. 328; Vondrák SlGr. 457, 459. -а́чъ bezeichnet häufig denjenigen, der in hohem Grade mit dem behaftet ist, was der Stamm anzeigt; vgl. голова́чъ, сила́чъ, уса́чъ. Es ist also häufig ein Augmentativsuffix: алка́чъ Nimmersatt, Gieriger; брюзга́чъ Brummbär; брюха́чъ Dickwanst; волоса́чъ Ungekämmter, Struwwelpeter; гвозда́чъ Raufbold; драчъ Raffer, Erpresser; зѣва́чъ Gähner, Gaffer; лгачъ, лыга́чъ Lügner (Лгачъ лгачу надежный свидѣтель); летачъ = лета́ла; ловка́чъ gewandter Mensch usw., deter. Gauner, Betrüger; лохма́чъ Unordentlicher usw. (лохма́чка f.); лупа́чъ Raufbold, Vielfraß, Bestechlicher usw.; облыга́чъ Verleumder; плева́чъ wer viel spuckt; риѳма́чъ schlechter Versemacher, Reimschmied; руга́чъ Schimpfer; рыга́чъ Rülpser; сорва́чъ dial. = сорване́цъ; толка́чъ »дуракъ« usw.; щелка́чъ Frechling, Grobian, Raufbold.

-ичъ. Vgl. MVG. 336. Ба́бичъ Weibernarr; корови́чъ dial. Neck- und Schimpfname für d. Kleinrussen; лю́тичъ Wüterich.

Vereinzelte Bildungen: парху́чъ Grindkopf; бо́бычъ Dummkopf; грязни́чій scherzh. Bezeichnung für den auf dem schmutzigen Markt, auf der Straße stehenden Schutzmann vgl. Bildungen wie лѣсни́чій, городни́чій).

Suffixe mit -д- und -в-.

-едь. Vgl. Vondrák SlGr. 483, 485. Ви́следь m. f. Faulpelz; га́ведь (Schpfw.) dial. Flegel usw. (auch Abstr. »гадость«; vgl. BEW. 299; bei Dahl unter га́ва dial. Krähe aufgeführt); ро́хле(я)дь m. f. dial. Schlafmütze, Faulpelz usw. 32).

Das Suffix -нда tritt im Russischen häufig auf. Nach der von Vondrák 67 für das Böhmische gegebenen Erklärung des Suffixes ist es ein -da-Suffix. Vgl. Belić 205. MVG. 211 verzeichnet nur einige Beispiele aus dem Klein- und Weißrussischen. Wr. durinda findet sich auch im Großruss.: дры́нда augm. und verächtl. großer Narr; ebenso wr. skupendzěj Geizhals, grr. скупендя́й (Nižnij Novg. u. Tambov), скупердя́й, скупендря́й und wr. slěpendzěj Blinder, grr. слѣпендря́й scherzh. und Schpfw. Ich füge noch hinzu: ди́канда m. f. Glotzäugiger; ёнда f. unzüchtiges Frauenzimmer; лупа́нда m. f. Glotzäugiger (Лупа́ндинъ FN.); лы́нда m. f. Faulpelz, Bummler; мулы́нда m. f. Mehlsack, Schwerfälliger; пру́нда m. f. Bettpisser (neben пруда m. f. [ds.]); разбры́нда m. f. Maulaffe, Schmutzfink (zu разбры́ла); ры́нда m. f. dial. Bohnenstange, hageres Weib, dürre Mähre; слёнда, сля́нда, шлёнда, шля́нда, шлы́нда m. f. Müßiggänger; слю́нда schmutziger Trunkenbold; ьы́нда f. dummes Weibsbild, Schlampe; чули́нда m. f. Schmierfink. Vgl. das Formans -нд- in пры́ндикъ aufgeblasener Knirps usw. (: прыщъ), скунды́га m. f. Geizhals (: скупой) und in den S. 358 angeführten Bildungen: дуранда́съ und криванда́съ.

Von Suffixen mit -в- begegnen -ава, -ова und -ва. Vgl. MVG. 222, 229 ff.; Wolter 144; Vondrák SlGr. 409 ff. Безтолко́ва m. f. Einfältiger, Unverständiger (Эка ты б. какой); бѣша́ва m. f. Wildfang, Galgenstrick; валя́ва m. f. Faulpelz, Schlafmütze usw.; вахля́ва Plumper, Ungeschliffener, Grober; гряза́ва m. f. Schmutzfink; гуля́ва m. f. Faulpelz, Trunkenbold, Verschwender usw.; лта́ва m. f. = лета́ла; мя́ва (: мять) m. f. Schlaffer; нехоля́ва m. f. dial. Unordentlicher, Unsauberer (zu хо́лить; BEW. 395); ора́ва m. f. Schreier; халя́ва m. f. Schlampe usw., f. liederliches Frauenzimmer (aus osm. xala? s. BEW. 383 s. v. halé); шала́ва, шела́ва, шеля́ва m. f. Verschrobener usw.; шаня́ва m. f. Maulaffe.

Das fremde Suffix -истъ

tritt an fremde und einheimische Stämme. Nach Fällen wie карьери́стъ Karrieremacher, Streber; авантюри́стъ (авантюри́стка f.) Abenteurer, Hochstapler wurden auch gebildet служби́стъ eifriger Diener (von Militärs); строкули́стъ (Schpfw. u. scherzh.) Zeilenschmierer, Spottname für Kanzlisten (auch строкуля́ція f. 33), приказная строка). Das Suffix begegnet in vielen Fremdwörtern, die indessen wie die schon genannten als russische Bildungen zu betrachten sind: аларми́стъ Lärmmacher; афери́стъ Geschäftemacher, Industrieritter; бомби́стъ Bombenwerfer, Anarchist (ein Modewort, das Dahl und SRJ. noch nicht kennen); модерни́стъ oft in tadelndem Sinne; скандали́стъ Skandalmacher; фанабери́стъ Eingebildeter; шантажи́стъ wer Chantage treibt usw. Vgl. бакенбарди́стъ, анекдоти́стъ, батали́стъ Schlachtenmaler; академи́стъ, клиници́стъ, опери́стъ Opernkomponist usw.

Komposita.

Белевѣ́са m. f. lästiger Galgenstrick, Herabgekommener; блинпохва́тъ Schpfw. für Popensöhne (sie werden auch пшеничный народъ gescholten); блюдоли́зъ, лизоблю́дъ, блюдоли́зникъ Tellerlecker, Schmarotzer; болтохва́ста m. f Schwätzer, Lügner; брандахлы́стъ Pflastertreter; буквоѣ́дъ iron. von Gelehrten, Juristen, die sich an den Buchstaben des Gesetzes halten; бумогомара́ка, бумагома́ратель Skribent, Skribifax; бѣлоподкла́дочникъ spöttisch Student von vornehmem Stande; вертопра́хъ = вѣтрого́нъ; верхосви́стъ Oberflächlicher; волопёръ großer und starker, aber fauler Mensch; высоно́съ Hochnäsiger; вѣстоплётъ Klatscher, Lügner; вѣтрого́нъ, вѣтроду́й, вѣтролётъ, вѣтрома́хъ, вѣтрохва́тъ, Windbeutel, Luftikus, Flattergeist; вѣтроплётъ, вѣтроплю́й Lügner usw.; вѣтропля́съ, вѣтросви́стъ Tagedieb; глазолу́пъ, глазопу́чка m. f., глазопя́лъ Gaffer; головорѣ́зъ Tollkopf, Verwegener; головотя́пъ Beschränkter und Eigensinniger; голове́ртъ m. f., головёртъ Stutzer, Schwindler; головѣ́съ, головѣ́сина Galgenstrick; голодёръ Leuteschinder; голоду́рье m. f Dummkopf; гологры́зъ, гологры́за m. f. armer Teufel, Bettler; голомозга́чъ, голомозгу́нъ, голомозго́вникъ Scheinweiser; голоша́тъ Tagedieb; горькопья́ница m. Saufbold; грызоволо́ска Schpfw. für eine böse alte Jungfer; гужеѣ́дъ Strickfresser (Schelte für Kutscher und Stallknechte); губошлёпъ Maulaffe; fader Schwätzer; дармоѣ́дъ, дармоѣ́жка Freischlucker, Schmarotzer; дикопа́съ dial. Beschränkter; дубото́лкъ Dummkopf; жополи́зъ Arschlecker; зѣвогра́й, зѣворо́тъ Gaffer; козлодёръ schlechter Sänger; ко́ловертъ, колове́ртъ m. f. Unbeständiger; кривопы́ра m. f. abgefeimter durchtriebener Kerl; кривосви́стъ lügnerischer Schmeichler; красноподкла́дочникъ verächtl. General; крохобо́ръ Knauser; кукомо́я m. f. Schmutzfink; куропа́съ Faulenzer; лежебо́къ, лежебо́ка m. f. ds.; мокрово́дка Klatscherin; мокрохво́стъ Klatscher; молокосо́съ Milchbart, Grünschnabel; мухобо́й Tagedieb; мѣхоно́ша Einfaltspinsel, Tölpel; печегнётъ Faulpelz, Bärenhäuter. Sehr zahlreich sind die Komposita mit пусто- wie пустоба́й, пустобо́лтъ, пустобрёхъ, пустовра́ка, пустови́ра, пустоме́ля usw. Schwätzer, Lügner. Hier nur einige Beispiele: пустогры́за m. f. Zankbold; пустоду́мъ Phantast; пустопля́съ Müßiggänger; пустокарма́нникъ, пустосу́мъ Habenichts; самохва́лъ Prahler; самоду́ръ Dünkelhafter; скудоу́мъ Bornierter, Einfältiger; сорокобрёхъ Lügner, Prahler; трубоду́ръ schlechter Musikant; Lügner; трухомётъ peior. Bauer; тупоу́мъ Dummkopf; хитроны́ра m. f. durchtriebener Patron; чинодра́лъ verächt. Beamter; чистоплётъ gewandter Lügner; чистоплю́й Stutzer; шутоло́мъ Rüpel, Tolpatsch; щелкопёръ verächtl. Schreiber, Tintenkleckser, Skribent.

Zusammenrückungen, bei denen der erste Bestandteil ein Imperativ ist, sind im Böhmischen 34) und Polnischen besonders zahlreich. Im Russischen finden sich sehr viele Vogel-, Fisch-, Pflanzen- und Steinnamen, die auf diese Art gebildet sind. Miklosich 35) verzeichnet von ihnen nur wenige. Верти́голова Windbeutel, Flatterhafter; гори́бѣсъ, гори́голова m. f., гориголо́вка Hitzkopf, Übereiliger; держи́мо́рда m. von Gogol’ im »Revizor« geprägter Spottname für einen Schutzmann; жми́кро́ма m. f. Filz, Knauser; пятигу́зъ wer nicht standhaft ist, nicht Wort hält; скопидо́мъ Geizhals; скутидо́мъ Verschwender, Bruder Liederlich; сломи́-голова́ Wagehals, Galgenstrick; сорви́голова́ m. f. Tollkopf, Tollkühner; урви́голова ds.; урва́й-альты́нникъ kleiner Dieb, Bestechlicher usw.; шипи́гузъ schweigsamer, verschlossener und verschlagener Mensch; шуми́голова́ Schreihals, Krakeeler. Solche Komposita und Zusammenrückungen können natürlich täglich neu gebildet werden.

Verstärkende Elemente der Schimpfwörter sind архи- wie im Böhmischen 36) und Polnischen 37) (архибе́стія, архикана́лья; архиплу́тъ Erzgauner) und раз- (разбе́стія m. f., разглу́шье Schpfw. Stocktauber, расплу́тъ, растетёха f.). Ebenso werden Hypokoristika durch раз- verstärkt: разголу́бчикъ, разголо́бушка, раздуша́ m. f., разду́шенька, разлебёдка). Das Präfix су- (съ) findet sich in су́парень Mannweib. Су- bezeichnet einen hohen Grad der Annäherung; vgl. су́болотокъ, су́зелень, су́раснь.

W. Christiani.


1) Z.B. фря indecl. Wichtikus (Эка ф.! Ты что за ф. такая?); мня m. f. Vielfraß.

2) Vgl. zu den einleitenden Bemerkungen Vondrák 47—50.

3) Nicht unerwähnt lassen will ich Vondráks scharfsinnige Scheidung der Schimpfwörter in subjektive und objektive.

4) Vielumstrittenes Wort. S. Pr. 98.

5) Vgl. über die Metaphern das großangelegte Werk von Friedrich Brinckmann: Die Metaphern. Studien über den Geist der modernen Sprachen. Bd 1. Bonn 1878. Ferner Wundt, Völkerpsychologie I, 2 (2. Aufl. Lpz. 1904), S. 591. S. auch 0. Weise, Aesthetik der deutschen Sprache (2. Aufl. 1905), Abschn. 10, S. 95—102.

6) Vgl. SRJ. 2, Vorwort S. V—VII. Die berechtigte Forderung Vasmers, bei einem so großen Sprachgebiet wie das russische dialektische Wörter nicht einfach mit dem Merkmal »dialektisch« abzutun (Rocznik slawistyczny 3, 246), wie es Berneker getan hat, konnte ich leider nicht mehr erfüllen, da meine Arbeit bereits abgeschlossen war, als ich den Rocznik erhielt. Gerade für die Frage nach dem Ursprung eines Wortes kommt aber im Russischen oft seine Verbreitung in Betracht.

7) Zur Bildung von Deminutiven (Koseformen, Kurzformen) aus Taufnamen dienen vor allem die einfachen Suffixe -я (-а) und -ька (-ка). Die mit gebildeten Ableitungen sind Kosenamen, die mit -ька gebildeten Deminutiva haben deteriorierende Färbung oder einen Beigeschmack von herablassender Vertraulichkeit, sind Schimpf-, Neck- und Spottnamen. Beispiele : Анаста́сья: На́стя; Дими́трій: Ми́тя, Ми́тька; Васи́лій: Ва́ся, Ва́ська; Екатери́на: Ка́тя, Ка́тька; Ива́нъ: Ва́ня, Ва́нька; Никола́й: Ко́ля, Ко́лька; Петръ: Пе́тя, Пе́тька; Ѳе́одоръ: Ѳе́дя, Ѳе́дька. Anders gebildete Kurzformen: Григо́рій: Гри́ша, Гри́шка; Алексѣ́й: Алёша, Алёшка; Анто́ній, Анто́нъ: Анто́ша; Лёвъ: Лёша; Нико́лай: Никола́ша; Плато́нъ: Плато́ша; Иванъ: Ива́шка (Ива́шкинъ, FN.); Тимофе́й: Тимо́шка (Тимо́шкинъ FN.); Яковъ: Яшка; Ага́фья: Га́ша; Да́рья: Да́ша; Ната́лья: Ната́ша; Зинаи́да: Зи́на. Andere Suffixe, mit denen Taufnamen deminuiert werden, sind: -енька, -инька, -ечка, -очка, -у́ша, -ю́ша, -ушка, -юшка, -у́шка, -ю́шка; das Volk verwendet auch -у́ха, -ю́ха. Die mit diesen unbetonten Suffixen gebildeten Kosenamen haben niemals deteriorierende Färbung, dagegen können die betonten Suffixe den Ableitungen zuweilen einen tadelnden oder geringschätzigen Gefühlston geben, aber nicht in der Volkssprache. Vgl. Boyer u. Spéranski Manuel 258.

8) Matzenauer Cizí slova zieht schwed. fjoll Possenreißer, frz. folie, rum. folla heran !

9) Hier seien noch einige andere Beispiele für den Übergang eines Eigennamens in einen Gattungsnamen verzeichnet: Ерофе́ичъ, ерофе́й, еро́ха, еро́шка hieß nach seinem Erfinder ein Moskauer Kräuterschnaps (SRJ. 2, 134). Никола́шка ist ein Cognacname. Ва́нька Droschkenkutscher, schon bei Puškin. Кондра́шка oder Кондра́тій Ивановичъ für Schlag, Apoplexie (его кондрашка хватилъ) und Ива́нъ Ива́новичъ für Abort sind scherzhafte Bezeichnungen. Ёлкинъ oder Иванъ Ёлкинъ ist eine scherzhafte Bezeichnung für Wirtshaus, weil ein Tannenzweig oder eine kleine Tanne (ёлка) früher in den Dörfern an den Schenken angebracht war; in manchen Gegenden besteht dieser Brauch noch heute.

10) Solche Namen sind: Пе́тька (Hahn), Ми́шка (Bär), Ма́шка (Kuh, Stute, Ziege, Katze), Ва́ська (Kater, Ziegenbock, Pferd), Хавро́нья (Schwein) u. a. m. Sie sind nicht willkürlich gewählt. Bei Петька dachte man an пѣть und пѣтухъ. Vgl. R. Brandt О присвоенных животным собственных имена RFV. 7,61. Brandt erklärt auch, weshalb die anderen Namen gewählt wurden. Über Хавро́нья s. ferner M. Vasmer RSl. 3, 248; über Ми́шка s. auch Brückner KZ. 43, 308.

11) In den Gefängnissen ist Прасковья Ѳёдоровна für Unrateimer verbreitet. Andere derartige Gaunerwörter sind: Ва́нька Arrestant, der sich geisteskrank stellt; Макси́мъ zu Spaßen aufgelegter Arrestant; Матрёна Fabrik; Си́доръ Hausknecht; Ѳо́мка Meißel; Тимофе́й Henker usw. S. A. 32, 268.

12) Der Gaunersprache gehören ferner an = борзо́й 1. Windhund, 2. gewandter Geheimpolizist; ко́шка 1. Katze, 2. Prostituierte; ляга́вый 1. Vorsteherhund, 2. Geheimpolizist; пау́къ 1. Spinne, 2. Aufseher im Polizeigewahrsam (vgl. p. pająk Spinne, in der polnischen Gaunersprache: Polizeisoldat; Landau A. 24, 147); су́ка 1. Hündin, 2. Geheimpolizist. S. A. 32, 266.

13) Dahl 4, 856 führt unter трутень den Tiernamen an zweiter Stelle an. Hier wie in vielen andern Fällen werden im Dahlschen Lexikon metaphorisch gebrauchte Wörter nicht durch einen Stern als solche gekennzeichnet. Der Stern fehlt z. B. bei аспидъ, балда, бочка, вяхерь, гуня, ёршъ, иволга, карга, клещъ, клопъ, корень, кремень, ландёха, мотыль, мѣшокъ, обухъ, оглобля, ослопъ, осва, пехтерь, пигалица, псица, пѣтухъ, рясина, сало, скнипа, спица, столбень, сычъ, трещотка, утка, фируль, хамелеонъ, харло, химикъ, хохолъ, хрѣнъ, чечотка, чубы, шашень, шкура, шмель u. a. m., auch bei Verben, z. B. bei переть fressen. Für den Semasiologen ist das ein großer Mangel des Wörterbuchs.

14) Запёка, небре́га, неува́га, поджи́га, проно́за, про́рва, сму́та usw. — alles Nomina actionis. Sodann die Abstrakta грёза, моро́ка (auch nom. actionis), назо́ла, наха́ба, подво́ха (auch nom. actionis), проку́да — alles Verbalabstrakta n. a. m. Bei Wolter fehlen : вереда́ 1. f. Schaden, 2. m. f. wer Zank, Streit stiftet; га́лда́, го́лда f. 1. Lärm, Geschrei, Streit usw., 2. Schreier, Schimpfer; соску́ка f dial. langweilige Sache, Angelegenheit, Langeweile, üble Laune, 2. langweiliger Mensch (BEW. ü39).

15) In diesem Falle wie in vielen andern (vgl. sluga) liegt Entstehung aus einem Abstraktum vor. S. Vondrák SlGr. 400.

16) Brugmann, Grundr. II2, 1, 681. Vgl. zu den einleitenden Bemerkungen Brugmann aaO. 681 ff.; Belić 141 — 152.

17) Brugmann aaO.

18) Vgl. Belić 149-150.

19) Vgl. Mandelstam ŽMNP. 1903, Juliheft 40—41. Тимошка 1138, Иванко 1270. In Chroniken des 12. und 13. Jahrb. ferner: дюдишки, полоумные людиша, Михалка. Im 14. und 15. Jahrh. mehren sich die Fälle.

20) Über die Bedeutung der Suffixe s. Belić 141 ff. Die Bedeutungsentwicklung der Deniinutivsuffixe im Russischen untersucht Mandelstam in dem Aufsatz »Объ уменьшительныхъ суффиксахъ въ русскомъ языкѣ со стороны ихъ значенія«, einem Beitrag zur Geschichte des poetischen Stils. ŽMNP. 1903, Juliheft 34-66, Augustheft 317—353.

21) Бурла́къ bezeichnen sowohl BEW. 102 als auch Pr. 54 als dunkel. Wie neben ѣда́ка (s. Dahl 4, 1520) ѣда́къ in derselben Bedeutung vorkommt, So ist auch бурла́къ eine Nebenform von бурла́ка. Baudouin de Courtenay trennt бурла́ка von бурла́къ (s. Dahl 1, 351, 354). Er hätte die Dahl 1, 351 unter 2. Бурла́ка vereinigten Wörter unter бу́ря stellen müssen.

22) Vgl. А. Александров, Удареніе имен существительных с суффиком ик в русском языкѣ. RFV. 7 (1882), 30 — 60. Der Aufsatz handelt nicht nur von der Betonung der Substantiva auf -икъ, sondern auch von ihrer Bildung (Kap. 2) und Bedeutung (Kap. 3). Auch die Fremdwörter werden berücksichtigt. Die Bildungen auf -никъ, -чикъ und -щикъ hat Al. weggelassen. Мазурикъ und жуликъ hält er für entlehnt.

23) Zu похвальби́шка vgl. похвальба́ Prahlerei, das wie похвальня́ deteriorative Bedeutung hat; mit -ня werden solche Deteriorativa oft gebildet, -ба scheint seltener zu sein.

24) SRJ. gibt abweichend von Dahl die Betonung ба́хорить an.

25) Vondrák 68, 69 setzt ein Suffix -na (!) an und stellt unter dieses auch Ableitungen auf -ina und -izna.

26) Nach den überzeugenden Ausführungen von Belić über die Bedeutungsentwicklung von -ина wird es verständlich, wenn Gogol’ in den Mertv. duši 1. Kap. 10 den Postmeister, nachdem er die Geschichte vom Hauptmann Kopějkin erzählt hat, sich selbst ein теля́тина nennen läßt. Man braucht dabei nicht an Kalbfleisch zu denken, sondern an etwas Kalbiges, Kälbernes. Vgl. волчи́на. Ebenso wird бара́нина auch als Schpfw. gebraucht.

27) Beispiele: бездѣ́ловщина, бездѣ́льщина faulenzendes Volk, müßiges Gesindel; болва́нщина dumme Leute, ungeschliffenes Volk; кана́льщина; лаке́йщина Dienstboten, mph. »подлые угодники«; обво́льщина, объѣда́льщина Freßbande; окая́нщина elendes, ruchloses Pack.

28) »Russ. prjacha ‘Spinnerin’, ist Kurzform zu p. prządka dass.« sagt Brückner KZ. 43, 305. Пря́дка bedeutet aber gar nicht ‘Spinnerin’.

29) Мемеля́, ме́мель dial. (Rjazan, Tambov) »чепуха, дребедень, вздоръ, чушь, пустяки«, eine reduplizierte Bildung (: иолоть, мелю).

30) Vgl. Dahl 2, 1629 Fußnote.

31) Der Ableitung запѣва́ла m., запѣва́ло m. Vorsänger fehlt jeder schlechte Nebensinn. Einen solchen haben dagegen заправи́ла m., заправи́ло m., заправля́ла (о) m. Leiter einer Sache, eines Unternehmens, etwa ‘Hauptmacher’. Dabei ist zu beachten, daß заправи́лоs und запѣва́ло, da sie männliche Personen bezeichnen, auch ihr Geschlecht nicht behalten haben und nicht Neutra geblieben sind. Vondráks Behauptung, daß die mit dem Suffix -lo gebildeten Substantiva, auch wenn sie männliche Personen bezeichnen, Neutra bleiben, trifft für das Russische meist nicht zu, und von einer »metaphorischen peiorativen Bedeutung« kann häufig nicht die Rede sein. Bei den neutralen Bildungen, auch bei denen auf -ище, ruft der Sexus im Russischen gewöhnlich ein ihm entsprechendes Genus hervor. Vgl. Vondrák 60 ff.

32) Den von Miklosich (MVG. 210) angeführten Beispielen füge man hinzu: гни́дель Schimmel; Fauliges, Modriges; ди́вледь Rarität; пе́шедь Brecheisen; хру́шедь ein Fisch; ча́хледь Rauch, Dunst.

33) Vgl. die drolligen Mischbildungen ерунди́стика (Studentenspr.; ерунда́ Pr. 217), зубри́стика (Schülerspr.) und шаги́стика (Soldatenspr.).

34) Vondrák 75.

35) MVG. 371.

36) Vgl. Vondrák 76 (b. arcitaškař Erzschelm).

37) Vgl. p. arcyłotr, arcyladaco, arcyłgarz, arcyszelma, arcyzłodziej, arcyoszust usw.